Nach einer unfassbar kurzen Nacht läutet heute der Wecker noch früher als sonst. Eigentlich ist es noch mitten in der Nacht, denn bereits um 4:30 ist Abfahrt zu einer der Sonnenaufgangslocation weltweit. Es ist eines der Bilder, die Fotografen schon berühmt gemacht haben. Der Sonnenaufgang am Mesa Arch im Canyonlands National Park. Ich habe das Foto bereits oft gesehen. Zuletzt auf den neuen Bildschirmhintergründen bei Windows 10 🙂

Bevor ich aber für alle die es nicht kennen das Motiv enthülle beschreibe ich noch den Weg dorthin.
Wir fahren von unserem Hotel gut 50 Minuten durch die stockfinstere Nacht. Aber außer einem Hasen kreuzt zum Glück kein Wildtier unseren Weg.
Am Trailhead angekommen sind es noch gut 800 Meter bis zum Arch. Da es jedoch wirklich dunkel ist müssen wir den Weg mit Stirnlampen gehen. Mit uns sind schon einige andere unterwegs – alle mit Stirnlampen. Das ganze verbreitet eine ganz eigene tolle Stimmung. Schon hier ist zu spüren, dass man unter Leuten ist die ebenfalls auf der Jagd nach einem guten Foto sind.

Gut 20 Minuten vor dem Sonnenaufgang kommen wir am Arch an und es sind bereits gut ein Duzend Fotografen anwesend. Es hat sich eine erste Reihe gebildet die quasi die „Premium Reihe“ ist. Es gibt nämlich nur 3-4 Plätze an denen man die Sonne genau unter dem Arch sieht – also das perfekte Motiv. Diese Leute campen hier schon seit Stunden und jeder von ihnen hat eine Ausrüstung die ein Vielfaches meiner kostet …

Zwischen einem älteren Herren und einem in meinem Alter ist noch ein kleiner Platz frei. Ich sehe einen (vermutlich) Spanier, der zwar dort steht aber kein Stativ hat. Irgendwie ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass hier nur Stative zählen. Die haben eben Vorrang. Und so denke ich mir „jetzt oder nie“ und frage höflich ob ich dazwischen darf. Als Antwort bekomme ich „Sure. There is space for everyone. Squeeze in.“ Das Reinquetschen war wörtlich gemeint. Ich musste mich mit meinen Beinen zwischen die Stative der anderen setzen. Und dann hieß es: gut 30 Minuten nicht bewegen. Behind the Scene Fotos:

Was mir gerade bei dem Bild auffällt: wieso trägt jeder Fotograf dasselbe blau? 😀

Jedenfalls war der Spanier nicht gerade gut gelaunt, dass ich nun dort saß aber ich bot ihm natürlich an, dass er jederzeit neben mir vorbei fotografieren kann. Mir doch egal wo mein Kopf ist … Hauptsache mein Objektiv sieht viel 😀

Wir unterhalten uns sicher 15 Minuten immer wieder ein bisschen in der Reihe. Der rechts neben mir kommt extrem viel in der Welt herum. Erst letzte Woche war er noch auf einem Fototrip in Dubai.
Wieso er das erzählt? Nun der Wind von dem ich schon gestern erzählt habe, hat sich heute locker verdoppelt. Der Sand wird uns erbarmungslos in Schüben direkt ins Gesicht geschmettert. Das ist nicht nur schmerzhaft, es haben auch alle ein wenig Sorge um ihre Ausrüstung. Der Fotograf neben mir lachte nur und erzählte von Dubai. Dagegen sei das hier nichts. Dort hat man den Sand danach wirklich überall.

Nun gut, dann geht auf einmal alles rasend schnell. Die Sonne ist innerhalb von nur 10 Sekunden dort wo man sie will und dann ist es auch schon vorbei. Dieses Bild zu machen ist wahrlich nicht einfach und ich sage mal, dass ich es so halbwegs gut hinbekommen habe. Gegen die lens flares (das sind die Punkte um die Sonne herum) konnte ich leider bei dem Sandsturm nichts unternehmen.

Danach hat man noch etwa 10 Minuten Zeit um andere Bilder zu schießen, bevor die Sonne zu hoch steht. Dank des Sturm, der den Sand im Tal aufwirbelt, ergibt sich ein toller düsterer Hintergrund.

Den restlichen Tag werden wir zur Gänze im Canyonlands National Park verbringen.

Er ist nicht ganz so bekannt bei den Touristen wie seine umliegenden Geschwister (allen voran der Arches National Park). Dies liegt vor allem daran, dass es sich um eines der am wenigsten entdeckten und erschlossenen Landstücke der USA handelt.
Zur Erklärung: der Colorado und Green River haben sich viele Jahre tief in den Boden gefräst und so das heutige Gebiet des Nationalparks in drei Teile geteilt:
● Island in the Sky
● The Needles
● The Maze
Wie auf der Karte ersichtlich, gibt es keinerlei Straßenverbindungen zwischen den einzelnen Bereichen. Wir haben übrigens in Moab übernachtet, dass sich auf der Karte rechts oben (gelb) befindet:


Copyright: NPS (National Park Service), www.nps.gov

Island in the Sky im Norden ist das best zugängliche und touristisch gut erschlossene Gebiet. Fast 70% der Touristen besuchen nur diesen Teil des Parks (so wie wir auch). Von hier aus hat man einen guten Ausblick auf die Ebene darunter – daher auch der Name. Dazu aber später mehr.

Needles ist besonders bei Allradfahrern beliebt, da dies hier erlaubt ist. Einige 4WD Strecken führen durch das Gebiet und abgesehen von der rudimentären Infrastruktur gibt es hier sonst auch nichts.
Trotz seines schroffen Aussehens war dieses Gebiet früher die Heimat der Pueblo Indianer, von denen auch noch viele Ruinen erhalten sind.

Dagegen ist der dritte Bereich – The Maze – absolut unzugänglich. Hier kommt man nur noch schwer mit einem Auto weiter. Will man dieses Gebiet erkunden, so muss man sich auf tage- und wochenlange Wanderungen einlassen. Das ist der Hauptgrund dafür, dass vieles in diesem Gebiet unentdeckt ist.
In diesem Bereich, aber außerhalb des Parks ist übrigens auch der Ort an dem Aron Ralston seinen Arm eingeklemmte und selbst amputieren musste. Verfilmt wurde das Ganze unter dem Titel “127 hours”. Der Film entstand zwar auch hier aber viel davon wurde in Salt Lake City und anderen Teilen Utah’s gedreht.
Und wenn wir schon bei Filmen sind: Diese Gegend hier ist bei den Filmemachern schon seit Jahrzehnten beliebt. Unter anderem begann die Erfolgsstory dieser Serie genau an diesem Ort:


Quelle: http://www.discovermoab.com

Ja richtig, der Pilot von MacGyver wurde 1985 hier in Canyonlands und dem Dead Horse Point (dazu kommen wir noch) gedreht.

Puh das sind nun wieder viele Infos geworden – sorry 😉 Wir beginnen mit dem hintersten Viewpoint (Grand View) – fahren also den gesamten Park einmal durch. Am Parkplatz mache ich mich dann noch kurz auf die Jagt nach einem Hasen (leider unscharf) 😉

Von hier weg gibt es einen gut 3 Kilometer langen Trail den wir gleich in der morgendlichen Kühle und ohne anderen Menschen laufen wollen. Das gelingt uns auch, denn es sind nur sehr wenige unterwegs. Aber der Wind macht alles sehr mühsam. Nicht nur, dass dadurch die Sicht sehr beschränkt ist, er lässt einen das Ganze nur schwer genießen.

Danach fahren wir noch ein paar Viewpoints ab. Beim „White Rim Overlook“ gelingen uns aber nach einem längeren Trail die besten Bilder.

Mittlerweile ist der Wind schon so stark, dass es gefährlich ist an die Kante zu gehen. Immer wieder sehen wir Leute die von den Böen erfasst werden und dadurch etwas stolpern.
Trotzdem wollen wir uns den Spaß nicht nehmen lassen und fahren weiter die Viewpoints ab – hier der „Green River Overlook“

Weiter geht es zum Upheaval Dome, bei dem man davon ausgeht, dass es sich um einen Meteoritenkrater handelt. Möglicherweise aber auch etwas ganz anderes. Jedenfalls wurden die unteren Gesteinsschichten durch irgendetwas nach oben gestülpt.

Der Wind ist hier bereits so stark, dass man nicht mehr vernünftig gehen kann. Immer wieder muss man sich gegen den Wind stellen weil der Sand sehr schmerzhaft ist und man sofort die Augen schließen muss.

Wir beschließen daher schweren Herzens den Trail zur „False Kive“ zu streichen. Diese wäre ein anderes legendäres Fotomotiv gewesen, aber der Trail führt direkt an einer Kante entlang. Das ist zwar unter normalen Bedingungen kein Problem aber bei diesen Windböen ist mir das zu gefährlich.

Beim Shafer Trail Viewpoint sieht man wie der Trail hinunter ins Tal führt. Diese Dirtroad ist nicht für jeden etwas. Eine sehr steile Straße in mittelmäßigem Zustand schlängelt sich in Kehren ins Tal.

Das war auch unser letzter Viewpoint, da man sich bei diesem bereits nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Meine Kamera wurde mir vom Wind fast aus der Hand gerissen und da war es dann für mich vorbei. Wir beschließen diesen Park hiermit abzuschließen und ins Hotel zu fahren. Es ist zwar erst 14 Uhr aber so ein bisschen Pause schadet auch nicht.

Wir hoffen aber, dass der Wind bis am Abend nachlässt, da wir noch einen Sonnenuntergang sehen wollen.

Im Hotelzimmer trinken wir erst einmal einen Kaffee mit Cupcake und tanken ein bisschen Energie (wir sind ja schon ewig auf den Beinen).
Danach waschen wir noch unsere Funktionswäsche bei den moteleigenen Waschmaschinen, was wieder perfekt funktioniert.

Der Wind hat immer noch nicht nachgelassen und so beschließen wir erst einmal ins „Moab Diner“ Abendessen zu gehen … erm fahren natürlich. Ist ja immerhin 1 Kilometer bis dahin 😀

Für uns gibt es heute Burger und Steak. Beides sehr gut, aber mehr auch nicht. Dafür ist es recht günstig und so können wir für das Diner eine klare Empfehlung aussprechen.

 

Der Wind legt sich immer noch nicht und die Umgebung ist auch immer noch in Staub gehüllt. Somit entscheiden wir nun endgültig heute nirgendwo mehr hinzufahren.
Wir sehen uns den kleinen Dorfkern etwas an. Hier finden sich Bars, Restaurants und allerlei Shops. Irgendwie nett gemacht. Außerdem schauen wir in der Galerie von Tom Till vorbei, der mich mit seinen Bildern bei dieser Reise sehr inspiriert hat. Wer ihn nicht kennt sollte sich mal reinklicken: www.tomtill.com

Achja: einen Magneten kaufen wir uns natürlich auch. Diesmal mit einem Spruch und keinem Bild:

Nach einer 30 minütigen Reinigung aller Objektive und Kameras sind wir auch schon wieder durch mit dem Tag.
Morgen wartet der Park auf uns, der mich bei der Reiseplanung am meisten verärgert hat. Leider machte er es auch vor Ort nicht wirklich wieder gut. Der morgige Tag steht aber klar unter dem Motto „es kann nicht alles perfekt funktionieren“.

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Auf dieser Etappe kamen unter anderem folgende Dinge zum Einsatz: