Mit einem exzellenten Frühstücksbuffet verabschiedet uns unser Hotel in Price. Wir satteln unseren Grand Cherokee und fahren Richtung Norden – Richtung Yellowstone National Park. Bis dahin sind es aber knapp 700 Kilometer.
Die Fahrt ist etwas eintönig, da sich sowohl Straße als auch Landschaft nur minimal ändern. Aber langsam wird die Umgebung immer mehr unserer Heimat in Österreich ähnlich. Nur bei Salt Lake City wird es mit der Interstate einmal kurz spannend.
Die sonstigen Erlebnisse auf der Strecke beschränken sich über mehrere Stunden auf Kühe, Kühe, Pferde aja und Kühe 😉
Achja da war ja noch was … insgesamt fast eine Stunde mussten wir vor Baustellen warten. Das Warten ist zwar mühsam, aber nicht so sehr wie der Job der Frau die den ganzen Tag das Schild hoch halten muss. Vollbeschäftigung eben 😉
Je weiter in den Norden man kommt, desto mehr bestätigt sich das Klischee der ländlichen Bundesstaaten. Es werden fast ausschließlich große Pickups gefahren, beinahe alle haben einen ordentlichen Bauch und wenn nicht den, dann zumindest einen Cowboyhut am Kopf 😀 Man kommt wirklich kaum aus dem Grinsen raus. Rinderfarm reiht sich hier an Rinderfarm … ein sehr interessantes Bild. Für uns aber ein absolut authentisches Bild. Das ist mal eine ganz andere USA als wir es kennen – und wir mögen es.
Und dann auf einmal: Welcome to the wild west!
Zum ersten Mal betreten wir heute den Boden des Bundesstaates Wyoming.
Mit gerade einmal einer halben Million Einwohner ist es der bevölkerungsärmste Bundesstaat der USA – ja hier leben sogar weniger Menschen als in Alaska. Das passt sehr gut zur Geschichte dieses Staates, denn Wyoming ist der Inbegriff des Wilden Westens. Man sagt zwar, das Gefühl der Weite in den USA kann man erst aufnehmen wenn man dort war, aber zum Vergleich: Wyoming alleine ist so groß wie Großbritannien, hat jedoch nur 0,5 statt 64 Millionen Einwohner.
Bevor wir noch in einen Nationalpark kommen, machen wir in dem Städtchen „Jackson“ eine Kaffeepause. Beinahe jeder Yellowstone Urlauber kennt diesen Ort, wenn er nicht sogar dort übernachtet. Österreicher können sich diesen wie „Zell am See“ vorstellen. Ein Skiort der versucht mit vielen Angeboten auch im Sommer Touristen anzuziehen. Es gibt einen netten kleinen Stadtkern wo man fast alles kaufen kann.
Einen kleinen Park betritt man durch die mittlerweile fast berühmten „Hirschgeweihtore“:
Und wenn man über die Straße will nimmt man sich eine Flagge und steckt sie auf der anderen Straßenseite wieder in den Halter 😀
Hier wird auch noch einmal schnell getankt. Wir vermuten, dass die Benzinpreise im Yellowstone deutlich höher liegen. Wie bei jedem Mal Tanken, wird auch diesmal die Windschutzscheibe gründlich gereinigt (damit wir filmen können). Katrin ist ab und zu mal bisschen langweilig und sie macht sinnlose Bilder 😀
Wir sind aber in den mit Abstand interessantesten Teil von Wyoming unterwegs – den Yellowstone National Park. Doch bevor wir diesen erreichen fahren wir durch den Grand Teton National Park.
Offiziell handelt es sich zwar um zwei separate Parks, wer jedoch nach einer Grenze sucht wird damit lange beschäftigt sein. Sowohl ökologisch als auch geografisch bilden die beiden Parks eine Einheit.
Wieder mal ein kleiner Filmexkurs: Nicht nur die Geschichten um Winnetou von Karl May spielen zu großen Teilen in dieser Gegend. Der größte Teil des Films Winnetou III wurde sogar im Grand Teton National Park gedreht. Hier in den Bergen des Nationalparks wird der Titelheld erschossen und begraben. Karl May hingegen hat dieses Land – anders als wir heute – nie mit eigenen Augen sehen dürfen.
Leider beginnt es ab der Parkgrenze zu regnen – genau wie der Wetterbericht es vorher gesagt hat. Dieser sagt aber auch, dass die nächsten drei Tage regenfrei sein sollen. Wir hoffen einfach das Beste, denn ändern können wir es leider sowieso nicht.
Wir versuchen trotz Regen unser Programm durchzuziehen. Unser erster Halt ist die „T.A. Moulton Barn“. Sie ist das letzte übrig gebliebene Gebäude der “homestead” (übersetzt etwa “Farm”) von Thomas Alma Moulton. Wieso ich hier das Wort “homestead” verwende? Weil dies in den USA eine besondere Bedeutung hat. Meistens wird damit nämlich Land bezeichnet, das Siedler unter dem Homestead Act bekommen haben. Das war jenes Gesetz wegen dem viele erst in die USA ausgewandert sind. Das Land wurde nämlich von der US Regierung völlig kostenlos zur Verfügung gestellt. Mittlerweile hat der National Park Service dieses Gelände natürlich gekauft, da es Teil des Grand Teton National Park ist.
Und wieso diese unglaublich langatmige Geschichte? Weil es sich hierbei um die meist fotografierte Scheune in den USA handelt. Hat doch was oder? 😉
Als wir ankommen ist eine Fotografin gerade mit den letzten Bildern einer Hochzeitsgesellschaft beschäftigt. Alle Gäste (3 Busse voll!) wurden zu dieser Scheune für Fotos gebracht. Naja die Traditionen sind hier eben in den Details etwas anders 😉
Aber auch so war der Andrang hier doch deutlich höher als ich dachte. Einige Fotografen tummelten sich in der Wiese um ein Bild zu machen. Hinter uns biegt schon der nächste Touristenbus ein.
Trotz Wetter und Leuten ist mir ein durchaus interessantes Bild gelungen:
Wenige Meter weiter gibt es noch eine zweite Scheune, die ich aber auf Grund der vielen Besucher nicht wirklich fotografieren konnte. Dabei war Katrin so nett und hat zwei Amerikaner mit Kind gebeten doch bitte aus dem Bild zu gehen. Dies endete damit, dass einer von beiden uns seine Deutschkünste aus seiner Schulzeit vorführte. Dazu muss man wissen, dass die meisten Amerikaner sehr stolz sind wenn sie eine Fremdsprache können. Und sie respektieren es im Gegenzug enorm wenn man Englisch kann. Das ist auch der Grund wieso ein Amerikaner selten gutes Englisch verlangt und auch gerne alles 3x wiederholt.
Sie lernen einfach nicht wie wir eine weitere Sprache in der Schule (wozu auch wenn man die Muttersprache die Weltsprache ist)…
Am Weg halten wir noch bei einigen Viewpoints aber auf Grund des Wetters gelingen hier nur schnelle Schnappschüsse. Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich gerne eine wetterfeste Kamera hätte? Hmpf.
So und jetzt aber weiter zum Yellowstone National Park.
Obwohl dieser sehr abgeschieden liegt, treffen hier jedes Jahr Millionen (2016: 4,2 Mio.) von Touristen ein. Der Park war für uns einer der Hauptgründe für unsere Reiseroute. Leider ist der Yellowstone auf Grund seiner hohen Lage nur wenige Monate (Juni-September) im Jahr schneefrei. Benannt wurde der Park nach dem Yellowstone-River.
Seit die US Regierung 1871 eine Expedition zur Erkundung des Yellowstone Gebietes entsendet hat ist viel passiert. Die Erzählungen sorgten für ein derartiges Aufsehen, dass das Gebiet bereits ein Jahr später (1872) unter Schutz und Aufsicht der US Regierung gestellt wurde. Damit war es der erste Nationalpark der Welt. Von hier aus verbreitete sich diese Idee rasend schnell. Jedoch war diese Entscheidung nicht unproblematisch, da das Gebiet vielen Indianern als Jagdgebiet diente.
Das wirklich Einzigartige am Yellowstone National Park ist jedoch, dass sich darin die Cadela eines Supervulkans befindet. Eigentlich ist der Park ein Supervulkan! Yellowstone ist ein Hochplateau auf bis zu 2.600m und wird von den Rocky Mountains mit bis zu 3.400m umgeben. Das heißt obwohl man hier sehr hoch oben ist, sieht es nicht danach aus.
Die Größe des Vulkans verdeutlichen die Erzählungen, dass Forscher noch bis vor wenigen Jahrzehnten den eigentlichen Vulkankrater suchten. Erst mit Hilfe von Luft- bzw. Satellitenaufnahmen ist man draufgekommen, dass man schon ganze Zeit im Krater stand.
Und der Supervulkan ist keineswegs inaktiv. Unter der Oberfläche rumort es so gewaltig, dass es am Tag bis zu 100 kleinerer Erdbeben gibt. In den letzten Jahren hat sich die Erde an einigen Stellen bis zu 15cm gehoben.
Sollte der Magmablase zu groß werden droht eine gewaltige Hydrothermale Explosion und im schlimmsten Fall ein Ausbruch der für die gesamte Erde verheerend wäre (daher ja auch die Bezeichnung Supervulkan 😉 ).
Die Größe der Caldera, die in etwa 80x50km (!) groß ist, ist auf folgender Grafik deutlich am roten Bereich zu erkennen (die Parkgrenzen sind grün dargestellt). Diese Karte werdet ihr übrigens in den kommenden Tagen häufiger sehen 😉
(zum Vergrößern anklicken)
Auf Grund besonderer Bodenschichten und Wasser- sowie Magmablasen kommt es zu Geysiren und farbenprächtigen Pools, die wir alle hoffentlich in den kommenden Tagen sehen werden.
Nicht wenige Leute kommen auch regelmäßig wegen der Tierwelt in den Park. Eine große Anzahl von Bisons und Bären ist hier neben vielen anderen Tierarten heimisch und kann in ihrer natürlich Umgebung beobachtet werden. Wie lange das bei dem stark zunehmenden Besucheransturm noch der Fall sein wird, werden wir sehen.
Wie man auf der Karte oben gut erkennen kann, führen 5 Straßen in den Park hinein. Im Park selbst münden alle im sogenannten “Grand Loop”, einer Straße in Form einer Acht. Um wieder einmal die Dimension zu verdeutlichen: dieser Loop hat eine Länge von 300km und ja wir werden viel davon abfahren. Wir kommen aus dem Süden und übernachten heute im West Thumb Basin direkt am Yellowstone Lake.
Wir kommen dort erst gegen halb 8 Uhr an und checken schnell ein. Unser Zimmer ist ganz in Ordnung aber seltsam angelegt. Das Zimmer selbst ist eigentlich groß, aber das kleine Queenbett steht ganz am Rand statt in der Mitte. Dafür ist die Dusche so klein, dass ich mich kaum umdrehen kann. Wir haben aber Zustände wie letztes Jahr im Yosemite Nationalpark erwartet. Und dafür ist es hier sehr nett – was angesichts des Preises von 255 EUR pro Nacht (!) auch zu erwarten ist.
Kleiner Fun Fact am Rande: Sieht man sich die Karte des Yellowstone genauer an, wird man erkennen, dass links unten ein kleiner Teil im Bundesstaat Idaho liegt. Rechtlich gesehen unterliegt aber das gesamte Gebiet des Nationalparks dem Bundesstaat Wyoming. Wieso erzähle ich das alles?
Weil dieser kleine Streifen Idaho damit quasi eine gesetzlose Zone ist. Ich erkläre das an einem Beispiel. Nehmen wir an in diesem Streifen würde ein Mord von statten gehen. Der Mörder hätte dann das Recht vor eine Jury gestellt zu werden die aus Bewohnern von Wyoming und Idaho gebildet wurde. Tja und hier ist das Problem: in diesem Streifen lebt nämlich niemand. Deswegen kann keine Jury gebildet werden und der Mord würde ungestraft bleiben.
Das Verbrechen muss allerdings schlimm genug sein, damit man vor eine Jury gestellt wird. Getestet wurde dies mit einem ernsthaften Verbrechen allerdings nie. Man sollte es wohl eher nicht darauf ankommen lassen 😉
Zum Abendessen gibt es nur Lunchables, die aber nach so einem stressfreien Tag mehr als genug sind.
Morgen werden wir zeitig aufstehen um ein wenig von der Tierwelt zu sehen und der Menschenwelt zuvor zu kommen. Seid mit uns gespannt wie viele Millionen Touristen sich ab morgen vor meine Linse drängen werden.
Hotelbewertung: Yellostone Grant Village Lodge
Location: Die Lage ist eigentlich das einzig gute an diesem Motel. Direkt im Wald ist es einerseits sehr romantisch und andererseits sind es nur 5 Minuten Fahrweg zum West Thumb Basin. Es ist also der ideale Übernachtungsort wenn man aus dem Süden in den Park kommt.
WLAN: Es gibt weder WLAN noch Handyempfang im gesamten Yellowstone.
Preis pro Zimmer/Nacht: EUR 255
Parkplatz: Vor jedem Haus gibt es ausreichend Parkplätze, auch wenn sich diese nicht immer genau vor der Tür befinden.
Bemerkung: Für diesen Preis kann man schon ein bisschen mehr Luxus erwarten. Die Einrichtung hat bereits bessere Zeiten gesehen, von sauber kann auch keine Rede sein und das Badezimmer ist viel zu klein obwohl das Zimmer eigentlich zu groß ist. Heizung ist quasi nicht zu gebrauchen was bei den Temperaturen im Yellowstone eine Qual ist.
Unsere Bewertung: 2 von 10 Sternen
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Auf dieser Etappe kamen unter anderem folgende Dinge zum Einsatz:
- Die für uns derzeit beste Kompaktkamera Canon PowerShot G7 X Mark II
- Das absolut leichte und unglaublich kleine Reisestativ Rollei C5i aus Aluminium
- Der Rucksack Deuter Futura Pro hat mir die Wanderungen diesmal deutlich erleichtert.
- Um nicht immer zur Flasche greifen zu müssen, hatte ich diesmal eine Trinkblase von CamelBak dabei
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