Windige Grüße aus San Francisco … wir wissen nun was so verrückt an dem Wetter in dieser Stadt ist. Gestern war hier ja noch das Ende einer ungewöhnlichen Hitzewelle die heute nicht mehr ganz so stark ist. Bei 23°C ist es im Schatten recht kühl aber die kalifornische Sonne brennt trotzdem unerbittlich herunter. Dazu kommt dieser eiskalte Wind vom Meer. Man weiß wirklich nicht so ganz was man hier anziehen soll.
Klar wird die Sache erst wenn die Sonne untergeht … dann ist es nämlich wirklich kalt hier. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt nach den vielen vergangenen heißen Tagen.

Aber wie immer beginnen wir natürlich von vorne…
Die Nacht war gut aber recht kurz, da ich noch sehr lange an dem Blogbeitrag von gestern geschrieben habe. Wo bekommen wir aber jetzt einen Kaffee her? Diese Frage beantwortet sich als wir in der Hotellobby Richtung Starbucks aufbrechen wollen. Offensichtlich wird uns hier gratis Tee/Kaffee usw. angeboten. Da wir noch Kuchen übrighaben, nehmen wir dieses Angebot an und entschließen an unserem ersten Stopp zu essen.

Vorher haben wir da nämlich noch ein Problem. Aufmerksame Leser warten sicher schon gespannt auf die Auflösung dessen. Unser Auto steht in der Parkgarage eines Einkaufszentrums und so ganz sicher sind wir uns ja nicht ob es dort über Nacht stehen durfte.
Etwas Erleichterung macht sich breit, als unser weißer Flitzer noch genau dort steht wo wir ihn abgestellt haben … und die Scheiben sind auch nicht eingeschlagen worden 😉
Nach einer ewig langen Suche nach dem Parkautomaten zahlen wir die $36 und können diese mit unserem Auto Richtung erstem Ziel – dem Golden Gate Park – verlassen.

Dieser Park belegt Platz 3 mit den meisten Besuchern in den USA (nach dem Central Park in New York City und dem Lincoln Park in Chicago). Was wir bis gestern nicht wussten, weil es selten irgendwo geschrieben steht: man kann in diesen Park bequem mit dem Auto fahren und auch fast überall parken. Da wir unser Auto ja noch haben wollen wir das auch ausnutzen.
Und so essen wir unser Frühstück ohne anderen Touristen an einem kleinen See. Zu uns gesellt sich dieser süße Kerl … ich glaube es ist ein Feldhamster?

In diesem Park gibt es neben anderen Sehenswürdigkeiten für die wir leider keine Zeit haben, besonders viele Seen. Davon umrunden wir einige (natürlich zu Fuß 😉 ). Insgesamt haben wir aber schon schönere Parkanlagen gesehen. Mir persönlich fehlt hier ein wenig die Liebe zum Detail wie es im Prospect oder Central Park in New York der Fall ist.

Wenn man Zeit hat, kann man diesen Park besuchen. Ich würde ihn aber kein zweites Mal sehen wollen. Sicher gibt es darin einige Attraktionen die man sich ansehen kann, aber der Park selbst gibt nicht viel her. Für Einheimische ist der Park aber sicherlich toll um mit der Familie einen Ausflug zu machen oder einfach Sport zu betreiben.

Ein weiterer Punkt der in San Francisco ohne Auto nur sehr schwer zu erreichen ist sind die Twin Peaks. Dabei handelt es sich um zwei Hügeln mitten in der Stadt von denen man einen traumhaften Rundumblick hat … ja … wenn da nicht der Nebel wäre.
Dieser Nebel ist die natürliche Klimaanlage von San Francisco und auch der Grund für die sehr niedrigen Temperaturen während der Sommermonate. Für Touristen ist er aber vor allem deswegen nervig, weil er den Ausblick behindert … so auch uns!
Normalerweise sollte die Stadt zwischen 12 und 16 Uhr nebelfrei sein – leider nicht an diesem Tag.
Und so konnten wir auch knapp vor 12 noch nicht wirklich über die Grenzen der Innenstadt hinaussehen. Aber auch diese Nebelsuppe hat einen gewissen Reiz auch wenn sie in Wirklichkeit schöner wirkt als auf Fotos.

Wieder mal sind wir mit unserem Programm viel zu schnell und hätten jetzt noch gute 3h Zeit bevor wir das Auto retour bringen müssen (das geht auf Stunden genau zur jeweiligen Abholzeit).
Also beschließen wir noch zu einer Stiege zu fahren die sehr kunstvoll mit Mosaikfliesen beklebt ist. Wie auch an allen anderen Parkplätzen wird hier darauf hingewiesen das Auto zu versperren und keine Gegenstände darin zurück zu lassen. Offensichtlich dürfte die Kriminalität hier um einiges höher sein als anderswo. Oder es wird nur mehr davor gewarnt …

Die Stiege und die Beete darum sind wirklich sehenswert. Wenn man bedenkt, dass diese von den Anrainern in ihrer Freizeit gestaltet wurden, muss man dafür echt Respekt zollen. Ein absolutes must-see ist sie jedoch nicht.

Nach einem schnellen Essen, das wir uns beim Safeway (Walmart Konkurrent) kaufen ist es dann so weit. Schweren Herzens treten wir die letzte Fahrt mit unserem Jeep an.
Das Auto müssen wir vollgetankt retour bringen, weshalb wir noch einmal kurz vor der Mietwagenstation tanken.

Es ist wirklich traurig. Wir haben mit diesem Auto die letzten 14 Tage viel erlebt. Anfangs mussten wir uns alle anfreunden und ich habe es oft verflucht (vor allem die echt schlechte Schaltung des Automatikgetriebes). Aber unterm Strich hat es uns durch irre Situationen gebracht. Viele Kurven rauf und runter … ja sogar Waldwege hat er ohne zu murren gemeistert. Von den 5°C im Yosemite bis hin zu den 47°C im Death Valley hat sowohl Klimaanlage als auch Heizung immer für eine halbwegs angenehme Temperatur gesorgt.
Nicht zuletzt muss man dankbar sein, dass wir keinen Reifenschaden hatten. Die Straßen hier sind wirklich jenseits von Gut und Böse. Wer mal mit 130km/h über fausttiefe Schlaglöcher am laufenden Band fährt weiß was ich meine.

Die Rückgabe bei Alamo (der Autovermietung) verläuft sehr problemlos. Ein Mitarbeiter sieht kurz nach ob der Tank voll ist und gibt uns eine Quittung. Das war es. Kurz aber nicht schmerzlos … zumindest für mich.

Das Fazit: Wir haben dieses Auto, einen Jeep Cherokee 14 Tage besessen. Wir sind mit ihm sage und schreibe 2.640 Meilen – das sind 4.250 Kilometer durch 4 Bundesstaaten gefahren. 12 Mal waren wir tanken und haben dabei knapp $250 vertankt. Mit seinen 184 PS war der Verbrauch mit etwas über 8 Litern sehr moderat.
Wir danken dir für diese Zeit und hoffen, dass die nächsten Fahrer dich auch so gut behandeln 😉 Natürlich nach deinem Ölwechsel mit dem du uns seit 3 Tagen bei jedem Start gequält hast 🙂


So aber jetzt genug rum geheult hier …
Witzige Situation: die Mietwagenrückgabe ist direkt am Flughafen von dem wir genau 48h später abfliegen werden. Doch wie kommen wir jetzt in die Stadt? Eigentlich hatten wir vor uns ein 3-Tagesticket für die Öffis hier zu kaufen. Doch dieses lässt sich hier nicht finden … das hat auch einen Grund, wie wir jetzt wissen.
Die Bahn, die den Flughafen mit der Innenstadt verbindet gehört nicht zu diesem Verkehrsverbund und so bleibt uns nichts Anderes übrig als fast $10 pro Person für diese Fahrt zu zahlen. Blöderweise müssen wir das am Freitag noch mal zahlen (in die andere Richtung).

Kurzer Exkurs: irgendwie war das bisher unser schlimmster Planungsfehler. Würden wir es noch einmal machen, würden wir vermutlich hier unsere Reise starten oder das Auto doch behalten und erst am Abreisetag zum Flughafen (inkl. Koffer) fahren.
Aber aus Erfahrung lernt man und die paar $ haben wir auch noch im Budget 😉

So was jetzt tun mit dem angebrochenen Tag? Wir sind mit der Bahn um teures Geld mitten in die Innenstadt gefahren. Gleich beim Aussteigen merken wir, dass das Leben hier etwas anders ist. Würde man es nicht wissen könnte man auch mitten in Manhattan (New York City) stehen. Hohe Häuser türmen sich um einen, Menschenmassen drängen sich durch die Straßenschluchten und sehr seltsam aussehende Gestalten hängen an allen Ecken rum.
Das bekommen wir auch gleich im nächsten Starbucks zu spüren als ein sturzbetrunkener Typ Katrin etwas eigenartig anredet. Nachdem ich zu diesem „Gespräch“ gestoßen bin hat er aber wohl das Interesse verloren und den Leuten auf der Straße seine Geschichten erzählt.
Uns hat es aber gereicht um hier extra vorsichtig zu sein.
Dazu muss man vielleicht sagen, dass man auf so einer Reise diese Vorsicht sehr schnell ablegt. Klar in Los Angeles waren wir noch ein wenig ängstlich aber man hat immer die Zuflucht in das eigene Auto. Dadurch reduziert sich das Risiko schon erheblich (man muss ja nicht nachts in Öffis rumrennen). In den kleinen Städten ist die Sicherheit sowieso kein wahrnehmbares Risiko, weil hier meistens nach Einbruch der Dunkelheit nur noch Kojoten ihre Runden drehen.

Unser erster Punkt als autolose Touristen sollte Chinatown sein. San Francisco hat eines der größten Gebiete, in denen fast nur Asiaten leben. Nicht nur, dass hier fast nur chinesisch und co gesprochen wird, auch sind alle Tafeln und Werbungen übersetzt angeschrieben.

Gut wir wandern also durch Downtown San Francisco und wollen jetzt auch mal mit einem dieser berühmten Cable-Cars fahren.
Das besondere an diesen sehr alten öffentlichen Verkehrsmitteln ist ihr Antrieb. Durch die gesamte Stadt (also wo die halt fahren) läuft unterirdisch ein Stahlkabel, dass diese Cars zieht. Sie besitzen keinen eigenen Antrieb … denn dieser steht in einem einzigen Raum zu dem wir später noch kommen werden.

Gesagt getan – wir stehen an einer für uns günstigen Haltestelle und warten auf das nächste Cable-Car … gemeinsam mit einigen anderen. Und dann kommt es auch schon daher gerattert und bimmelt wie wild. Wenige Sekunden später fährt es auch schon wieder an uns vorbei ohne zu stoppen … what?!
Eigentlich würden Katrin und ich uns an diesem Punkt fragend ansehen … da passiert aber noch was viel Seltsameres. ALLE Leute die mit uns gewartet haben gehen wie auf Kommando weg. Wohin? Keine Ahnung.
Heute wissen wir, dass das Cable Car ganz einfach voll war. Dann bleibt es (wenn kein Wunsch eines Passagiers besteht) gar nicht stehen und fährt durch.
Wir gehen also zum Cable Car Museum zu Fuß. So weit ist es ja dann doch nicht 😉

Immer noch ein bisschen verwirrt betreten wir dieses Museum bei dem es sich eigentlich um die Zentrale der Cable Cars handelt. Der Eintritt ist frei, obwohl es einiges zu sehen gibt. Am beeindrucktesten sind aber vermutlich die Antriebe und riesigen Umlenkrollen der Stahlseile an denen die Cable-Cars gezogen werden. Ja und es ist alles genauso alt wie es aussieht 😉

So jetzt aber Cable-Car fahren! Oder? Gleich als wir zur Station kommen bleibt eines davon stehen und wir springen etwas unsicher auf. Der Fahrer wollte in seinem zweiten Leben wohl Komiker werden und so wird die Fahrt sehr unterhaltsam. Immer wieder stimmt er kleine Motivationsrufe mit allen Mitfahrenden an und bindet auch Passanten auf der Straße dazu ein. Eine sehr witzige Angelegenheit. Der Fahrkomfort ist leider in den letzten 100 Jahren nicht besser geworden … es ist eine ziemlich enge, windige und ruckelige Angelegenheit. Aber was soll es … man erlebt es nur einmal und der Weg ist ja auch nicht weit.
Generell muss man sagen: wer die Straßen von San Francisco mal zu Fuß gegangen ist, der fährt mit allem … so lang es angetrieben wird 😉 Wer es nicht weiß: es ist verdammt steil hier.

Wir steigen bei der berühmten Lombard Street aus. Diese Straße ist so steil, dass man sie kurvig bauen musste. Sonst wäre sie für die Autos nicht zu bewältigen gewesen. Durch die Begrünung und die schönen Pflastersteine hat sie sich zu einer Touristenattraktion entwickelt.
Leider gibt es mittlerweile „Aufpasser“ die die Touristen daran hindern die Straße minutenlang für das perfekte Foto zu blockieren. Ich wäre sicher einer davon gewesen 😉 Und so gibt es nur blind geschossene Fotos während wir den Zebrastreifen überqueren.

Damit ist die Tagesplanung auch schon wieder „abgearbeitet“ und wir schlendern noch ein wenig durch die Hafenanlage. Wir kaufen uns einen Milchshake beim In-n-Out Burger … der aber nur durchschnittlich ist.

An einem kleinen Strandabschnitt kommen dann zwei Österreicher mit kleinem Kind hinzu. Die kleine Anna hat wohl an diesem Tag die ersten Berührungen mit dem Meer gemacht.
Die Geschichte in Kurzform: Anna hatte zuerst Angst vor dem Wasser und eine halbe Stunde später war sie von oben bis unter die Windel nass und wollte gar nicht mehr raus 😉 Echt herzig …

Generell heißt es ja, dass hier viele Deutsche und Österreicher unterwegs sind. Wir können das aber so nicht bestätigen. Eher erschrecke ich mich meistens wenn auf einmal neben mir Deutsch gesprochen wird. Das kommt in den Städten natürlich öfter vor als am Land aber dennoch seltener als ich dachte.
Japaner sind aber wirklich viele … sehr sehr viel … da. Ernsthaft: wer ist noch in Japan?!

Da wir wissen wie kalt die Abende hier werden, holen wir uns unsere Jacken aus dem Zimmer und Katrin erfüllt sich einen Wunsch, den sie seit einem Jahr hat. Es gibt ein Geschäft (Aunt Annie’s), das Brezeln und vor allem Würstchen im Schlafrock verkauft. Wir haben dieses in New York entdeckt aber nie Zeit dafür gehabt. Also kaufen wir uns einen Becher Miniwürstchen … es war in Ordnung aber nicht so der Hit.

Am Pier 39 sehen wir wieder einem Künstler/Komiker/Artisten bei seiner Show zu, die diesmal wirklich gut ist und genehmigen uns hier noch einen „Corn-Dog“. Das ist ein Würstchen am Spieß und drum herum ein Teig. Schwer zu beschreiben … und leider auch kein Foto 😉

Zum Abschluss des Abends probieren wir noch Minidonuts mit einer heißen Schokolade und sehen wieder den Seelöwen bei ihrem Treiben zu.
Danach endet dieser Tag endgültig, denn morgen müssen wir sehr früh in den Knast …

 

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