Heute verlassen wir den Golden Circle, aber nicht ohne an der beliebtesten Sehenswürdigkeit zu halten. Danach geht es für uns leider schon auf nach Rejkjavik und damit unserem letzten Hotel. Aber noch ist der Urlaub nicht zu Ende und so beginnen wir den Tag mit einem Frühstück in unserem Guesthouse.
Da dieses hier ja erst ab 7:30 serviert wird, beginnt der Tag wieder eher später. Eigentlich zu spät für unseren ersten Spot, da dieser normalerweise total überlaufen ist und wir doch etwas Fahrt vor uns haben.
Þingvellir – Die Wiege der isländischen Zivilisation
Wir packen also alles soweit zusammen und nach dem Frühstück verstauen wir wieder alles im Koffer und diese im Auto. Absichtlich haben wir gestern das berühmte Þingvellir (Thingvellir) ausgelassen um Zeit für die Punkte von gestern zu haben.
Doch dieser Ort ist einer jener der auf jeder Golden Cycle Bustour angefahren wird. Leider ist er auch von unserem Hotel eine gute Stunde entfernt und so kommen wir erst um halb 10 dort an. Genau zur schlechtesten Uhrzeit, denn offenbar beginnen hier die ganzen Bustouren entlang des Golden Circle. Duzende Busse quälen sich durch die schmalen Straßen zu den völlig überfüllten Parkplätzen. Hunderte, wenn nicht tausende Touristen springen in kreischendem Ton und völlig übertriebener Begeisterung heraus und laufen wie wild gewordenen Hühner herum. Genau vor so etwas hatten wir Angst – und nun sind wir mitten drin. Wir versuchen die Rempler, das sinnlose im Weg stehen und das Schreien über den halbe Parkplatz zu ignorieren.
Auch hier muss für den Parkplatz wieder mittels Kennzeichenerkennung bezahlt werden, wie wir es auch schon im Süden erlebt haben. Man gibt am Terminal sein Kennzeichen ein und bekommt sein Automodell als Gegencheck vorgeschlagen. Ziemlich beeindruckend eigentlich. Weniger beeindruckend sind die 750 ISK (~ 5 Euro) fürs Parken. Aber ok die Infrastruktur muss erhalten werden, also ist das schon in Ordnung. Ich hoffe aber, dass auch die Busse pro Passagier zur Kassa gebeten werden und nicht für 50 Leute ebenfalls 5 EUR zahlen?
Bei Þingvellir handelt es sich nicht nur um jenen Ort wo die nordamerikanische und europäische Kontinentalplatten aufeinander treffen, sondern auch um das kulturelle Zentrum des alten Islands. Noch dazu ist es der Gründungsort des Inselstaates, denn hier wurde 1944 die Unabhängigkeit ausgerufen. Und so bedeutet der Name frei übersetzt sehr passend etwa “Ebene der Volksversammlung”. Gesprochen wird es im übrigen “Thinkwettlir”, wobei wir uns sicher sind, dass es kein einziger Tourist die Betonung richtig hin bekommt 😉
Dieser Ort hat aber auch weltweite Bedeutung. Ab etwa 930 AD wurde einmal im Jahr eine Versammlung abgehalten die gesetzgebende und gerichtliche Funktion hatte. Es handelt sich daher tatsächlich um das älteste Parlament der Welt.
Weiters wurde hier 1000 AD das Christentum für Island angenommen und leider diente dieser Ort auch der Ausführung unzähliger Todesurteile. Doch ganz nach dem Klischee der Wikinger fand hier kaum jemand einen schnellen Tod.
Ihr seht also, dieser Ort ist nicht nur touristisch bedeutend, sondern stellt eigentlich das kulturelle Zentrum und Erbe islands dar. Ein unheimlich wichtiger Ort für dieses Land.
Vom Visitorcenter aus gesehen geht man zuerst eben die Spalte der Kontinentalplatte ins Tal hinunter. Nebenbei sei angemerkt, dass es diesen krassen Schnitt zwischen den Platten natürlich nicht gibt. Aber die Geologie hier sieht so sehr danach aus, dass sich dies gut verkaufen lässt. Aber eines ist klar: wir stehen hier irgendwo auf einem gigantischen Riss in der Erdoberfläche.
Im Tal unten gibt es vor allem eines: Millionen von Midges und wahrscheinlich noch mehr Touristen. Gegen ersteres schützt uns zum Glück wieder unser Kopfnetz, das wirklich niemand von den Touristen hier hat. Wir sehen nur einige einheimische Arbeiter damit. Dabei ist es eine sehr günstige Möglichkeit sich die Plagegeister vom Hals zu halten.
Wir entschließen uns auf Grund der Touristenmassen zuerst ganz hinunter zur Kirche zu gehen.
Zwar gab es seit der Einführung des Christentums hier eine Kirche, die aktuelle stammt allerdings aus dem Jahr 1859. In Anbetracht der Holzbauweise und des Wetters hier trotzdem ein beachtliches Alter.
Leider machen es die Massen an Touristen unmöglich hier gute Bilder zu machen. Außerdem fängt es wieder zu Regnen an und so gehen wir den Weg weiter nach hinten im Nationalpark bis wir zum Highlight kommen, dem Öxarárfoss.
Von diesem Wasserfall nimmt man an, dass er vor Ewigkeiten künstlich angelegt, oder zumindest sein Bachbett künstlich geformt wurde. Natürlich oder von Menschenhand, er ist sehr schön zum Ansehen und auch fotogen. Leider sind hier so viele Leute, dass es nicht leicht ist ein Bild zu machen. Vor allem der Himmel spielt heute gar nicht mit, da es nicht wirklich eine Struktur in den Wolken gibt.
Wir ziehen also recht schnell weiter und schauen uns noch kurz die Schlucht Almannagjá an. Diese kurze Schlucht ist vor allem wegen dem „Erhängungsfelsen“ und als weiterer Drehort von Game of Thrones bekannt.
Ersterer wurde auf Grund von Skelettfunden entdeckt. Zwischen zwei Felsen sind zumindest 17 Diebe hingerichtet worden.
Bei Game of Thrones wurde dieser Canyon gleich drei Mal verwendet. Einmal als Weg nach Eyrie, als Reiseroute von Arya und Clegane und den meisten wohl bekannt als Kampfschauplatz von Brienne und the Hound.
Wir gehen den Weg wieder zurück und sind erleichtert, dass nun beim vorderen Teil des Parks deutlich weniger Touristen sind. Offenbar stimmt unsere Theorie und diese sind nun alle weiter den Golden Cycle weiter gezogen.
Wir sehen uns das Ertränkungsbecken Drekkingarhylur an. Es ist eigentlich ein wunderbarer Auslauf eines kleinen Wasserfalls mit kristallklarem Wasser. Wenn da nicht die geschichtliche Belastung wäre. In dieses Becken wurden Frauen nämlich getränkt, nachdem man sie in einen Sack gesteckt hat. Diese qualvolle Hinrichtung drohte unter anderem, wenn diese außereheliche Kinder bekommen haben.
Als Abschluss folgt der Lögberg. Dieser ist hier im Park zwar klar ausgeschildert, aber es darf bezweifelt werden, dass sich dieser wirklich immer hier befand. Wie schon erklärt bewegen sich an diesem Ort die Kontinentalplatten auseinander, was zur Folge hat, dass sich die Landschaft langsam aber stetig verändert. Daher ist der damalige Berg heute sicherlich nicht mehr an derselben Stelle.
Fest steht aber, dass hier irgendwo eine Erhöhung war, von der aus vor 1000 Jahren der Gesetzessprecher zu den Menschen sprach. Er war im Übrigen auch der einzige „Politiker“ der für seine Tätigkeit bezahlt wurde. Dies aber nur während der zweiwöchigen Gesetzgebungsperiode.
Ein letzter Spaziergang auf dem Vulkan
Und auch wenn nun deutlich weniger los ist, müssen wir weiter fahren, denn wir haben noch einen langen Weg bis nach Reykjavik und darüber hinaus vor uns. Wir machen einen kurzen Stopp in einem Geschäft und kaufen uns schnell frische Brote für ein Mittagessen, bei dem wir unsere letzten Vorräte aufbrauchen.
Dann geht es weiter Richtung Westen in Richtung Seltún Geothermal Area. Hier soll sich wieder ein Hochtemperaturgebiet befinden, dass sich schon von weitem durch das riesige Kraftwerk ankündigt, das hier erbaut wurde. Auch hier wird durch den, aus dem Boden entweichenden Dampf, Strom gewonnen.
Leider hat sich in diesem Gebiet einiges verändert, sodass die angelegten Pfade keinen Sinn mehr ergeben. Auf Grund eines Tipps gehen wir aber entlang eines Weges ein Stück in das Feld hinein. Dort gibt es scheinbar noch unerschlossene Schlammtöpfe und Dampfquellen. Das Gebiet kann theoretisch begangen werden, aber wir wollen die Bodenpflanzen nicht zerstören und vor allem weiß man nie wie dünn die Erdkruste hier ist, auf der man geht. Und als wäre das nicht genug, hört Gerald über sich auf einmal das Warnkreischen einer Möwe. Offenbar befindet sich hier, wieder einmal, ein Nest. Er wartet eine Weile ab ob die Warnung ihm gelten, aber die kreisenden Flüge sind eindeutig und werden auch immer enger gezogen. Bevor es wieder zu Attacken kommt, treten wir den Rückweg an.
Das Gebiet ist zweigeteilt und mit Wegen verbunden. Etwas weiter gibt es eine Plattform von der aus man in eine der Dampfquellen sehen kann, die normalerweise zur Stromgewinnung genutzt werden. Hier wird auch deutlich wie schnell sich die Erde hier verändert. Früher ging der Pfad wohl weiter hinein. Wenn man genau hinschaut, sieht man wo dieser vom Vulkan verschluckt wurde.
Das Reykjanes Lighthouse ist nicht unbedingt einen gesonderten Besuch, wohl aber einer besonderen Erwähnung wert. Denn es handelt sich dabei um den ältesten Leuchtturm Islands, was seinem Lack auch anzusehen ist. Trotzdem ein Stück Geschichte, das ich nicht unerwähnt lassen möchte.
Wir fahren bis ganz in den Westen zum Leuchtturm. Die Straße bis zur Küste ist uns wieder viel zu holprig und so gehen wir die 500 Meter. Die Küste hier ist sehr stürmisch und unberührt. Leider kommen nach wenigen Minuten hunderte Touristen mit Bussen an. Selbstredend, dass uns die Lust vergeht hier länger zu verweilen und so bleibt es bei diesem Schnappschuss.
Hoch oben in den Bergen
Unseren letzten Halt legen wir bei den Gunnuhver Hot Springs ein, ebenfalls ein Hochtemperaturgebiet, aber diesmal ohne Kraftwerk. Mitten in den Bergen der Halbinsel wurde hier eine unerwartete Infrastruktur mit Wegen und Toiletten geschaffen. Auch der Besucherandrang hält sich in Grenzen, obwohl sehr bald ein Touristenbus auf dem Parkplatz Halt macht.
Da es zu schütten beginnt und der Nebel immer dichter wird machen wir uns auf den Weg nach Reykjavik.
Wir fahren über einen Pass mit einem Gebirgssee, der wunderschön ist. Leider sind wegen dem Wetter keine Fotos möglich.
Hallo Reykjavik!
Wir kommen in Reykjavik und damit unserem letzten Hotel, das Skoggi Hotel an und checken ein. Für den Preis ein wirklich tolles Zimmer. Die Lage der Fenster ist zwar nicht ganz optimal, weil sie auf die Straße gehen aber sonst kann man wirklich mehr als zufrieden sein. Alles ist neu und für die Lage in der Innenstadt recht groß. Es ist perfekt gelegen, denn alles ist eigentlich zu Fuß zu erreichen. Mit 230 Euro pro Nacht ist es für ein Hotel mit dieser Lage gar nicht mal so teuer. Rein objektiv gesehen ist der Preis natürlich viel zu hoch, wird weltweit gesehen für diesen Preis normalerweise deutlich mehr geboten. Aber mit guten Gewissen können wir hier 7.5 Punkte (von 10) vergeben und dem Hotel eine ganz klare Empfehlung aussprechen.
Wir machen uns noch schnell auf in die Stadt und essen in der Vitabar, ein Tipp aus dem Internet einen Burger. Dieser ist ok, aber vor allem für isländische Verhältnisse günstig. Diesen Tipp können wir also ebenfalls bedenkenlos bestätigen.
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