Gigantische Wasserfälle und ein Wal

Wir haben die Nacht in unserem luxeriösen Hotelzimmer gut verbracht. Da wir kein Frühstück dazu gebucht haben, essen wir noch eine Kleinigkeit am Hotelzimmer und machen uns dann auch schon abfahrtbereit. Das Wetter sieht heute wirklich nett aus. Es sind zwar einige Wolken am Himmel aber zumindest regnet oder schneit es nicht 😉

Hinweis: wir haben heute wirklich viel erlebt und daher wird es ein längerer Beitrag. Also noch schnell einen Kaffee holen und dann unterhalten lassen 😉

Hinein in das Unwetter

Unser erster Spot ist einer auf den sich Gerald ganz besonders gefreut hat. Die über 1 Stunde Fahrt dorthin ist aber nicht ganz trivial. Zuerst geht es noch gemächlich die asphaltierte Ringstraße entlang bis wir dann den größten Teil des Weges auf einer Dirtroad entlang fahren. Über viele Kilometer heißt es also mit 80 km/h jedem Schlagloch, entgegenkommenden Fahrzeug und Schaf auszuweichen.
Je weiter wir fahren, desto düsterer wird es. Und es dauert nicht lange bis wir vor uns eine weiß-graue Wand sehen der wir immer weiter entgegen fahren.

Und nein, unsere Hoffnung, dass es sich einfach nur um Nebel handelt haben sich nicht erfüllt. Nur kurze Zeit später finden wir uns in einem gewaltigen Schneesturm wieder, der ab und zu in Platzregen über geht. Noch dazu beginnt ein Wind von ungeahnter Stärke. Besonders unangenehm, da es auf dieser Zufahrt mehrere Tore gibt, die man von Hand öffnen und wieder schließen muss. Glücklicherweise ist mittlerweile vor uns ein deutsches Pärchen, dass so nett ist und auch uns durch das Tor fahren lässt. Da hat Katrin nochmal Glück gehabt und behält vorerst trockene Füße 🙂

Je weiter wir kommen, desto mehr überlegen wir ob es überhaupt Sinn macht bis zum Wasserfall zu fahren. Nach einer so weiten Strecke wollen wir uns diese Gelegenheit aber nicht entgehen lassen und bahnen uns den Weg Kilometer für Kilometer weiter durch das Unwetter.
Vor uns liegt nun die erste F-Straße unseres Urlaubs. Das Gesetz in Island verbietet es auf F-Straße mit einem Fahrzeug ohne Allradantrieb zu fahren. Deswegen haben wir auch tiefer in die Tasche gegriffen und diesen SUV mit zumindest AWD Antrieb gemietet. Die Versicherung von Mietwagenfirmen springt auf diesen Straßen auch generell ab. Das sagt schon einiges über den Zustand dieser Straßen aus und doch liegen viele Sehenswürdigkeiten an solchen Straßen. Viele davon sind keine wirkliche Herausforderung und einige sind absolut unpassierbar. Ein Glücksspiel also und so sind wir doch sehr nervös, als wir an der Hinweistafel “4×4 only” vorbei fahren.

Aus Recherchen wissen wir aber, dass die Straße erst seit einer Woche befahrbar ist und zumindest hergerichtet wurde. Wir müssen zwar langsam fahren und die Steigung erfordert tatsächlich ab und zu den Allradantrieb, aber insgesamt sind wir schon schlimmere Straßen gefahren.

Nur kurze Zeit später kommen wir am Parkplatz an und befinden uns mitten in einem gewaltigen Schneesturm. Wir beobachten die Touristen der beiden Fahrzeuge die mit uns angekommen sind. Auch diese sind sehr skeptisch, ziehen sich aber jegliche Funktionskleidung an die sie dabei haben. Hilft nichts – wir sind jetzt da und steigen aus.

Doch bereits die Tür müssen wir mit beiden Händen festhalten, da diese sonst Opfer des Windes geworden wäre. Auf dem Parkplatz gibt es sogar Toiletten, denen aber ein entscheidendes Teil fehlt – die Tür. Wobei … eigentlich gibt es diese. Sie liegt fein säuberlich vom Wind zerkleinert neben den Häuschen 😉 Spätestens jetzt wird jedem klar sein, wie stark der Wind hier ist.

Und auch wenn es auf den Bildern nicht sichtbar ist: es schneit mit einer Stärke die man in einer mitteleuropäischen Hauptstadt nur selten zu sehen bekommt.

Nur wenige Meter trennen uns von der Steilkante der Schlucht in die der Aldeyjarfoss, einer der schönsten Wasserfälle Islands hinabstürzt. Abgesehen davon, dass bei diesem Wetter jedes Stück Technik sofort komplett nass ist, macht auch der Wind ein vernünftiges Bild unmöglich.
Da es aber hinter uns scheinbar noch sehr viel mehr regnet, ist das sonst so tiefblaue Wasser heute einfach nur graubraun und damit kein wirklich schöner Anblick.

Interessanter Weise ist unsere Laune aber trotzdem nicht schlecht. Das Wetter ist so besch***, dass es einfach nur noch lustig ist. Auch das deutsche Pärchen hat die selbe Stimmung wie wir. Und wenn man schon mal da ist, nimmt man natürlich ein paar Bilder mit 😉

Nun wer will, kann den Aldeyjarfoss jetzt mal googlen um zu sehen wie dieser normalerweise aussieht. Und das liebe Leser ist Island – wie bei einer Pralinenschachtel weiß man nie so ganz was man bekommt 😉

Während das deutsche Pärchen sich für eine Wanderung entscheidet und das zweite Auto seit Minuten wieder auf dem Rückweg ist, entscheiden wir uns ebenfalls diesen tollen Ort zu verlassen. Auch wenn es nicht so war wie erwartet, sind wir doch stolz diesen Wasserfall erreicht zu haben. Denn nicht viele können behaupten diesen zu kennen.

Auf der Suche nach dem Blau im Wasser

Der Rückweg gestaltet sich genauso wie der Hinweg nur, dass diesmal Katrin die Tore im Schneesturm öffnen muss. Ein lustiges Unterfangen, da der Wind jedes Mal das Tor wieder zu macht, bevor man überhaupt eine Chance hat hindurch zu fahren. Eine Erfahrung die jeder mal gemacht haben sollte 😉

Nach etlichen Kilometern unbefestigter Straße sind wir auch schon bei unserem nächsten Spot angekommen. Schlagartig ist das Wetter wieder besser. Zwar ist es immer noch sau kalt und der Wind gleicht immer noch einem Windkanal, aber wenigstens bleiben wir trocken. Der Goðafoss ist der erste Spot unserer Reise der massenhaft von Touristen angefahren wird. Derzeit wird hier sogar ein zweiter, gewaltiger Parkplatz gebaut. Trotzdem haben wir Glück, denn es sind kaum Leute unterwegs, was sicherlich an der Uhrzeit liegt. Der Wasserfall ist von beiden Seiten zugänglich, wobei erstere zwar einen guten Überblick bietet, uns aber nicht so beeindruckt wie die andere Seite.

Auch hier ist das Wasser normalerweise kristallklar und blau. Da dieser Wasserfall aber aus dem selben Fluss gespeist wird, den wir gerade gesehen haben war uns schon vorher klar was uns hier erwartet.

Wir fahren zur anderen Flussseite, wo wir deutlich mehr Spaß haben. Hier kann man nämlich auch direkt zum Ufer hinab steigen, von wo aus man dieses klassische Bild schießen kann.

Die Touristen posieren wieder toll für das Bild, oder? 😉
Kleiner Tipp für solche Orte: um deren Größe auf Bildern klar zu machen ist es notwendig dem Betrachter ein bekanntes Objekt ins Bild zu setzen. Bei Wasserfällen bietet sich ein Mensch natürlich sehr gut an.

Von weiter oben macht Gerald dann trotz starkem Wind eine Langzeitbelichtung. In schwarzweiß sieht dieses sogar sehr stimmungsvoll aus. Denn wieder mal muss man sich einfach an die Gegebenheiten anpassen.

Zum Abschluss noch ein Selfie und dann kämpfen wir uns auch schon wieder den Weg gegen den Wind in Richtung Auto zurück.

Und noch ein Fischerdorf

Die Fahrt nach Húsavík, unserem heutigen Übernachtungsort ist sehr unspektakulär. Obwohl sich langsam der Hunger breit macht, checken wir vorher noch in unserem Hotel ein. An der Rezeption sagt man uns, dass unser Zimmer sogar schon bereit ist. Als wir jedoch aus dem Aufzug aussteigen, wird schnell klar, dass der Putztrupp gerade erst mit seiner Arbeit begonnen hat. Diese entschuldigen sich allerdings und bitten um 15 Minuten. Nach diesen ist unser Zimmer auch bezugsfertig. Und was soll man sagen? Das Zimmer selbst ist eines der schönsten unserer Reise.

Nein das Bild ist nicht schwarzweiß, sondern der Architekt hat sich bei der Farbwahl der Ikeamöbel sehr zurück gehalten 🙂
Vom Fenster aus sieht man fast die gesamte Hafenstadt und den Fjord. Schöner kann man nicht übernachten 😉

Und obwohl das Zimmer wirklich schön und neu war, geben wir dem Hotel nur 6 von 10 Punkten. Denn das Zimmer war zwar groß, das Bad aber so eng, dass nicht einmal Platz war um Sachen abzulegen. Für teure 267 EUR/Nacht hätten wir uns außerdem noch ein Frühstück gewünscht.

Nun begeben wir uns aber endlich auf Essenssuche. Das Dorf ist zwar sehr klein aber, soviel kann man schon verraten, es befinden sich hier wegen den Waltouren sehr viele Touristen. Und so gibt es auch 2-3 Restaurants die zur Auswahl stehen. Wir entscheiden uns für das “Gamli Baukur” direkt am Hafen, dass ein bisschen wie eine Skihütte aussieht.

Es handelt sich um ein sehr hochpreisiges Restaurant und trotzdem weicht die Speisekarte kaum von den anderen auf Island ab.

 

Nach einem kleinen Rundgang am Hafen gönnen wir uns ein paar Minuten Pause am Hotelzimmer und gehen dann in die nahe gelegenen Bäckerei auf einen Kaffee mit Donut, der wirklich ausgezeichnet war.

“At least we go out”

So das hier ist aber kein Foodblog, also genug gechillt und hinein ins nächste Abendteuer.

Was wir euch nicht erzählt haben ist der Grund für diesen Übernachtungsort. Der Fjord an dem sich Húsavík befindet gilt nämlich als Paradies für Wale. Das bedeutet auch, dass die Waltouren hier eine sehr hohe Sichtungsquote haben, was wir natürlich ausnutzen wollen.

Da wir das Wetter aber nicht einschätzen konnten haben wir nichts vorgebucht. Noch vor dem Essen gingen wir also zum Ticketschalter von North Sailing und erkundigten uns nach den Wetterverhältnissen auf dem Meer.

Die Antwort auf unsere Frage war aber nicht beruhigend. Denn sie überlegen noch ob sie heute überhaupt noch raus fahren. Zwar ist das Wetter selbst ganz gut, aber vom Atlantik kommen Wellen die bis zu 1,5 Meter hoch sein können. Das klingt erst einmal nicht nach viel (zumindest wenn man keine Ahnung vom Boot fahren hat). Stellt man sich aber vor, dass man alle 2-3 Sekunden um 1,5 Meter in die Höhe und wieder zurück geworfen wird, wird einem schon beim Gedanken übel.
Unsere treuen Fans kennen ja bereits unsere Bootstour in Hawaii vom letzten Jahr, bei der es uns beiden nicht gut ging.

Somit sind wir sehr skeptisch und beratschlagen uns wie wir weiter machen. Die Dame am Ticketschalter hört dies natürlich und ist so freundlich uns zu sagen, dass sie Deutsche ist und uns verstehen kann. Da wir keine Entscheidung treffen können, reservieren wir erst einmal unsere Plätze und kommen später nochmals um nach der aktuellen Lage zu fragen.

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Als wir eine Stunde vor dem Ablegen wieder kommen sieht die Lage nicht besser aus. Als Antwort bekommen wir ein “At least we go out”, was nicht wirklich toll klingt. Uns wird ganz klar und fair gesagt, dass uns sicher übel wird. Denn bei diesen Bedingungen halten es nicht viele aus. Danke an dieser Stelle an North Sailing für diese ehrliche Einschätzung.

Wir überlegen lange, entscheiden uns dann aber diese einmalige Chance nicht auszulassen und die Tour zu buchen. Über 4 Stunden werden wir unterwegs sein und sowohl Puffins, quasi der Nationalvogel Islands, als auch Wale sehen – wenn wir Glück haben.

Wir machen noch ein Selfie in der Hoffnung, dass es nicht das letzte unseres Lebens sein wird 😉

Und dann besteigen wir unser Boot, dass doch deutlich älter wirkt als wir dachten.

Hier in der Sonne ist es noch sehr warm. Draußen auf offener See wird sich dies ändern, weshalb man so richtige sexy Anzüge bekommt. Dazu sei erwähnt, dass wir wirklich alles an haben, was in unserem Koffer war. Gut sechs Schichten sind es bei Katrin und trotzdem wird uns nicht sonderlich warm sein.

Auch wenn es bizarr wirkt, die Sonnenbrille ist wirklich notwendig. Das bisschen Sonnenlicht spiegelt sonst viel zu stark auf der Wasseroberfläche. Außerdem schützt sie zusätzlich die Augen vor Wind und Salzwasser.

Die ersten Minuten verlaufen sehr ruhig. Wir fahren zuerst zu einem großen Felsen im Meer, der bevorzugter Nistplatz der Puffins ist. Diese Vögel leben das ganze Jahr über auf offener See und kommen nur zum Brüten an Land. Wir werden euch über diese aber in den nächsten Tagen mehr erzählen und dann bekommt ihr sie auch aus der Nähe zu sehen. Wir können euch aber bereits so viel verraten, dass wir uns in diese kleinen Vögel verliebt haben. Ihre tollpatschige Art ist einfach nur niedlich anzusehen.

Langsam werden die Wellen dann aber sehr hoch und die Übelkeit macht sich breit. Wir fahren immer weiter in den Fjord hinaus, auf der Suche nach einem Wal.
Dieser lässt auch tatsächlich nicht lange auf sich warten. Wale müssen alle paar Minuten auftauchen um Luft zu holen und sind in dieser Zeit somit sichtbar. Da dies bei der Futtersuche immer an der selben Stelle passiert, bringt unser Captain das Boot in einer gute Position und wir schauen dem Wal eine gute Stunde lang zu. Gerald gelingen auch einige Bilder, obwohl der Wellengang enorm ist.

Das Boot liegt seitlich zu den Wellen und schaukelt teilweise um 45° hin und her. Spätestens jetzt wird uns klar, wieso das die Grenze für eine Ausfahrt ist. Ein paar Zentimeter mehr und das Wasser kommt über die Reling. Katrin ist mittlerweile sehr schlecht und die Fahrt hat an dieser Stelle für sie den Spaß verloren. Gerald hält noch durch, bei jedem Foto wird die Übelkeit aber schlimmer und schlimmer.

Wie die Fahrt wohl in einem dieser kleinen Boote ist? Wir wollen es nicht wissen.

In der Luft und zu Wasser

Auf der Rückfahrt passiert dann nicht mehr viel. Es sollte tatsächlich der einzige Wal sein, den wir sehen. Und auch wenn wir dafür natürlich sehr dankbar und glücklich sind, haben wir uns doch etwas mehr erhofft.

So bleibt aber Zeit die anderen Wasserlebewesen zu genießen und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Zumindest soweit dies die zunehmende Übelkeit zu lässt. Zu diesem Zeitpunkt wird am Boot Kakao und Zimtschnecken verteilt, die wir aber dankend ablehnen. Wir hätten diese sicherlich sofort wieder im Meer verteilt, was wirklich niemand sehen will.

Gerald spielt an seiner Kamera mit der gewaltigen Technik. Diese schafft es nämlich ohne Probleme sogar die sehr schnellen Seeschwalben zu verfolgen und im Fokus zu halten. Auch wenn er kein sonderlicher Fan dieser Tiere ist (man erinnere sich an den fast tödlichen Angriff vor einigen Tagen), so sind sie schon sehr elegante Jäger.

Und auch einige Puffins zeigen ihre, nicht so beeindruckenden, Flugkünste. Dieser hier hat es tatsächlich nicht geschafft von der Wasseroberfläche abzuheben und krachte in die kleine Welle direkt vor ihm 😉

Diese Gruppe hat erfolgreich gejagt und bringt die Beute zum Nest zurück. Woher sie diese haben und wie die Nester aussehen erfahrt ihr in den kommenden Tagen. Also dran bleiben und im Newsletter eintragen wer noch nicht registriert ist 😉

Wir sind heil froh, dass wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. Im Gegensatz zu Hawaii dauert es diesmal einige Stunden bis sich Katrin voll erholt hat. Aber immerhin: niemand am Schiff musste sich übergeben, was einem Wunder gleicht.

Schwankend aber überglücklich über die Erfahrungen dieses Tages legen wir uns ins Bett und schlafen wie Babys bis zum nächsten Morgen.