Die erste Ausfahrt des Tages brachte uns ja bereits endlich eine Leopardensichtung und ein wenige Tage altes Elefantenkalb. Aber glaubt mir, bei der zweiten Ausfahrt wird es noch viel besser. Was wir hier sehen, haben wir uns nicht einmal zu Träumen gewagt.
Die zweite Ausfahrt des Tages
Die Zeit verrennt wie im Flug und so ist es bereits 16 Uhr und wir sitzen wieder in unserem Safarifahrzeug, bereit für die nächste Ausfahrt. Unser Tracker war diesmal auch so klug und hat eine Jacke mitgenommen, nachdem er in der Früh sichtlich gefroren hat.
Direkt nach den ersten Metern sehen wir wieder ein sehr süßes Elefantenbaby.
Und mir gelingt dieser lustige Schnappschuss, wobei sich der Vogel vermutlich eher vor uns erschreckt hat 😉
Apropos Vögel. Diese kommen leider in diesem Blog zu kurz – das wissen wir. Aber wir kennen uns so gar nicht mit diesen Tieren aus. Man muss aber sagen, dass es unglaublich viele Arten hier gibt und man sie an allen Ecken und Enden sieht.
Wir fahren langsam durch den Busch, als wir auf einmal von einem gewaltigen Tier erschreckt werden. Keiner von uns hat es wohl so wirklich gesehen bevor es direkt neben uns stand. Ein riesiges Nashornmännchen ist intensiv auf der Suche nach etwas.
Nashörner sind sehr scheu, weil sie kaum etwas sehen. Sie erschrecken sich also schnell und sind vielleicht deswegen wie ein Panzer gebaut. Der Kerl hier aber nicht, denn er riecht etwas ganz intensives. Er ist so vertieft, dass er uns vermutlich nicht einmal bemerkt. Wir fahren ihm eine Weile nach bevor er im Busch verschwindet.
Aber kurz darauf sehen wir was er gerochen hat: ein Weibchen mit Nachwuchs. Das Weibchen zieht durch die festen Reviere der Männchen. Diese müssen dann natürlich genau nachsehen, wer der Besucher ist 🙂
Leider sind die zwei extrem scheu und rennen sofort in abgebranntes Gebiet. Dorthin dürfen Autos nicht fahren, weil sie die Natur nachhaltig schädigen würden.
Das Tier-Highlight unseres Urlaubs
Die Tiere die nun folgen brauchen eine kurze Erklärung. Ich (Gerald) zähle diesen zu meinen absoluten Lieblingen in Afrika und sie sind mit Abstand meine liebsten Raubtiere (ja ich habe eine Liste für alles mögliche 😀 ).
Aber von Anfang an: unser Guide bekommt einen Funkspruch in Afrikaans der wohl nicht ganz klar war. Über mehrere Minuten stehen wir im Busch und er funkt intensiv hin und her. Stört uns aber gar nicht, denn eine Hyäne kommt zu uns und untersucht das Fahrzeug ganz genau.
Dann dreht sich Brogan zu uns um und meint: “Ok, also wir haben etwas ganz Besonderes gefunden. Das Problem ist aber, dass wir dazu ganz ans Ende des Reservats müssen. Wir werden also sehr lange sehr schnell fahren. Bitte alle gut festhalten.”
Dazu muss man sagen, dass es kaum mehr als 10°C hat, dunkel wird und leicht nieselt. Und Brogan, unser Guide, hat nicht zu wenig versprochen. Er holt alles aus dem Auto heraus und brettert über die Feldwege, wie wenn es kein Morgen gäbe. Nach einer halben Stunde Fahrt stellt er den Motor ab und deutet einfach nur mit einem strahlendem Lächeln in den Busch.
Und dann sehen wir sie: Wildhunde! Und nicht irgendwelche, sondern Welpen.
Ich könnte nun stundenlang über diese Tiere referieren aber das erspare ich euch. Dafür werfe ich ein paar Fakten zwischen die unzähligen Bilder, die ich euch alle zeigen will 🙂
Wildhunde werden, wie Hyänen, von dem dominanten Weibchen geführt. Hier geht es aber noch weiter. Denn nur das “Königspaar” darf auch Nachwuchs bekommen. Und selbst wenn es mal das Paar im 2. Rang (zum Beispiel die Schwester) wagt Kinder zu bekommen, werden sie vom Königspaar aufgezogen, was mitunter dazu führt, dass dieses 10-20 Junge zu versorgen hat.
Dieser wird bei der Jagd bei Babysitterinnen zurück gelassen. Das ist genau das, was wir nun sehen.
Wildhunde sind extrem selten. Im Kruger gibt es nur 300 Exemplare und in Afrika nur 3000-5000. Leider nimmt deren Anzahl immer weiter ab, weil sie unter starkem Druck größerer Raubtiere stehen. Außerdem brauchen sie extrem große Reviere und stoßen damit immer mehr auf menschliche Siedlungen.
Wildhunde sind extrem kleine Raubtiere und haben daher ein Problem: ihnen wird die Beute regelmäßig von Leoparden, Geparden, Hyänen und Löwen weg genommen – also eigentlich von jedem. Daher haben sie ein spezielles Gebiss, dass es ihnen ermöglicht die Beute sehr schnell zu verschlingen. In Gegenden mit hohem Konkurrenzdruck geraten die Hunde in einen richtigen Blutrausch und können ein Wildtier innerhalb von Minuten komplett verschlingen.
Um dieses Verhalten zu trainieren müssen die Kleinen um ein Körperteil streiten. In diesem Fall ein Ohr eines Impalas.
So bald auch nur eines der Kids aufhört zu spielen, wird er sofort von den Babysitterinnen aufgefordert weiter zu machen.
Nur dieser hat etwas falsch verstanden. Ganz stolz rennt er mit einem Blatt herum, in der Meinung er hat das Ohr ergattert 😀 Komisch nur, dass es ihm keiner abnehmen will? Nunja, er ist glücklich 😉
Wildhunde sind unglaublich sozial, was sie stark von Hyänen unterscheidet. Sobald der Nachwuchs fressen kann, bekommt er immer zuerst die Nahrung. Genauso wie alte und verletzte Tiere, die bis zu ihrem Tod von der Gruppe gepflegt und versorgt werden. Das kann soweit gehen, dass damit die Existenz des gesamten Rudels aufs Spiel gesetzt wird.
Bald erkennt die Gruppe, dass wir ihnen folgen, egal wohin sie gehen. Die Erwachsenen machen sich einen Spaß daraus und hetzen die Kleinen immer weiter in das Feld. Dann warten sie bis wir gefolgt sind und rennen wieder weiter.
So geht das über eine ganze Stunde hinweg bis wir auf einmal am Zaun des Parks angekommen sind. Wir waren sehr erstaunt darüber auf einmal etwas Künstliches zu sehen. Aber klar: irgendwo muss der Park enden. Man vergisst es nur nach Tagen in diesem großen Gebiet.
Während wir nach den Hunden suchen bremst sich unser Guide völlig unvermittelt ein. Was ist los? Die Hunde? Oder etwas anderes?
Er winkt in den Busch hinein und erst als die Antwort kommt sehen wir es: unter einem Baum sitzen zwei Männer in voller Tarnkleidung. Absolut unmöglich diese zu entdecken, wenn man es nicht weiß. Neben ihnen Ausrüstung um einen Krieg zu gewinnen. Schwere Maschinengewehre und Schutzwesten.
Die zwei kommen zu uns und begrüßen Brogan, tauschen einige Worte aus und ziehen dann wieder in den Busch.
Unser Guide erklärt uns die Situation danach: Es handelt sich um eine “Anti-Poacher-Einheit” (also Wildhüter) die den Grenzzaun bewachen. Oftmals sitzen sie neben Straßen und warten. Diese Taktik ist simpel aber genial. Wilderer würden bei dem Geräusch eines Fahrzeuges sofort flüchten und sich verstecken. Entweder das oder die Flucht danach entlarvt diese und die Wildschützer können sie verhaften.
Leider ist Wilderei ein enormes Problem und nicht ganz so harmlos wie gerade eben dargestellt. Jährlich sterben hunderte Wildschützer und Wilderer. Die Waffen werden immer schwerer und die Wilderer setzen sogar Drohnen und Hubschrauber ein. Auch die Gegenseite rüstet auf und so gibt es im Kruger mittlerweile Spezialeinheiten, die binnen Minuten an jedem Ort sein können. So geht die Zahl der getöteten Nashörner und Elefanten zum Glück zurück. Aber jedes einzelne Tier ist zu viel.
Als Erklärung: das Horn von Nashörnern und Elefanten wird in der chinesischen Medizin hoch gehandelt. Es wirkt dort vermeidlich gegen alle Krankheiten, wenn man es sich nur stark genug einredet. Dabei ist das Horn exakt das selbe wie unsere Fingernägel oder Haare. Die Asiaten die daran glauben, könnten also genauso gut Fingernägel kauen. Völlig unverständlich wieso für so etwas Tiere und noch schlimmer Menschen sterben müssen.
Da unser Guide eben auch Guide von dem ganzen Gebiet ist, ist er auch zuständig für die Anti-Poacher Einheiten. Sonst würden sich diese niemals zeigen, sondern regungslos verharren.
So genug vom Negativen. Wir haben die Wildhunde wieder gefunden. Allerdings zeigen sich nur noch die Aufpasser.
Mittlerweile ist es stock dunkel. Wir fahren noch durch eine gewaltige Herde Gnus. Richtig dumme Tiere wie uns erklärt wird. Sie können sich teilweise Dinge nicht einmal ein paar Sekunden merken. Und so verhalten sie sich auch 😀
Den Abend lassen wir bei einem Essen, heute aber drinnen, ausklingen. Diesmal ist das Essen leider absolut nicht gut. In fast jedem Gang wurde irgendein Fehler gemacht. Einzig die Suppe war sehr gut, aber wieder so scharf, dass sie fast ungenießbar war.
Dann geht es wieder schnell ins Bett, denn einen Drive haben wir am nächsten Morgen noch vor uns.
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