Der heutige Tag beginnt – wie könnte es anders sein – wieder extrem früh. Sonnenaufgang ist um 6:07 AM und wir wollen schon gute 20 Minuten vorher im Bryce Canyon sein.
Achja aber ich habe euch ja gestern versprochen euch über diesen Nationalpark aufzuklären. Hier kommt also meine trockene und langweilige Erklärung für alle die sie ertragen 😉
Bryce Canyon – ein Name der sehr vielen bekannt ist, auch wenn sie noch nie in den USA waren. Und wer den Namen nicht kennt, hat zumindest schon das ein oder andere Bild von den beeindruckenden Steinformationen gesehen.
Dabei ist der Name “Canyon” eigentlich falsch. Es handelt sich vielmehr um die Abbruchkante eines Steilhangs, dem Paunsaugunt Plateau. Wind und Wetter haben über Jahrmillionen die Kante erodiert und so halbkreisförmige Aushöhlungen geschaffen. Und dieser Prozess hat keineswegs aufgehört. Innerhalb von 65 Jahren weicht die Kante immer noch um 30cm zurück. Ok, kein Grund vor einem plötzlichen Verschwinden des Bodens Angst zu haben, aber doch ein beeindruckender Wert.
Die eigentliche Besonderheit sind neben der roten Farbe des Steins, die sogenannten Hoodoos. Das sind Felsnadeln die eine Höhe von bis zu 60 Metern erreichen können und hier dicht an dicht stehen. Entstanden sind diese durch unterschiedliche Gesteinsarten und -dichten. Diese erodieren bei Wind und Wetter unterschiedlich schnell und so bleiben diese Nadeln stehen.
Dabei war der Bryce Canyon bis zu seiner touristischen Erschließung nicht wirklich beliebt. Indianer nutzen ihn eher als Jagdgebiet und auch die ersten weißen Siedler waren nicht begeistert. 1875 wurde der Mormone Ebenezer Bryce ausgesandt um die Gegend nutzbar zu machen. Die Gegend die er mit “a hell of a place to lose a cow” bezeichnete war jedoch zu lebensfeindlich und so zog er schon 5 Jahre später weiter.
Den Namen erhielt die Gegend durch seine Nachbarn, die den Canyon neben seiner Hütte einfach “Bryce Canyon” nannten. So einfach kann das manchmal sein.
Alle noch da? Ich nehme den Bildungsauftrag ernst 😉
Bevor wir zum Sonnenaufgang kommen, muss natürlich ein Parkbild her (dieses wurde aber am Abend aufgenommen … ja ab und zu müssen wir ein bisschen tricksen):
So wir sitzen also am Sunrise Point (wieder mal … wir hätten hier eigentlich übernachten sollen) nach einer unglaublich langen Nacht mit 4,5 Stunden *gähn*. Mit uns sind hier einige sehr ambitionierte Fotografen, zumindest ihrer Ausrüstung nach zu urteilen. Ich bin übrigens jener hinter dem Stativ mit Rucksack dran. Es war nämlich ziemlich windig und ich musste mein Stativ auf Grund des Geländers sehr weit ausfahren.
Und um zirka 6:15 passiert es dann. Die Sonne geht über dem Capitol Reef auf und wirft ihre ersten Strahlen auf die Hoodoos des Bryce Canyon. Diese beginnen in wundervollen Licht zu leuchten. Aber Bilder sprechen mehr als tausend Worte:
Nachdem die Sonne aufgegangen ist, gönnten wir uns mit Blick auf die Hoodoos ein Frühstück. Mittlerweile sind wir ein wenig verwöhnt was Essensplätze mit unglaublichem Ausblick betrifft 😉
Heute steht nur ein einziger Trail auf dem Programm, das ohnehin sehr kurz für unsere Verhältnisse ist. Wir haben uns dazu entschieden den Trail gleich nach dem Sonnenaufgang zu gehen. Das hat zwei Gründe: erstens weil es heute wieder um die 27°C bekommen soll. Und als zweites kommt hinzu, dass wir uns mittlerweile auf einer Höhe von 2800 Metern befinden und die Luft hier merklich dünner ist. Man merkt bei der geringsten Anstrengung sofort, dass einem die Luft ausgeht.
Daher wollten wir diese für uns so gering wie möglich halten und frisch gestärkt durch die Hoodoos wandern.
Auf dem Weg dorthin sind folgende Bilder entstanden:
Wieder mal wurden wir gefragt ob wir ein Bild von einer Gruppe Frauen machen können. Natürlich können und machen wir das 😉
Im Gegenzug haben sie dann auch eines von uns gemacht. Mit der kleinen neuen Kamera – der Canon G7x Mark II (Amazon) – gelingt das auch sehr gut. Mit meiner Spiegelreflexkamera hatten einige ihre Probleme und die Bilder waren meistens unbrauchbar.
Kleine Randnotiz: wenn ihr davon verschont bleiben wollt, Bilder von anderen zu machen, dann stellt euch nie mit einem Stativ und Filtern auf einen Aussichtspunkt. Ich hätte beim gestrigen Sonnenuntergang echt Geld verlangen können. Denn dauernd kam ein „You look like you know what you are doing“. Und schon drückte man mir mehrere tausend Euro teure Kameras in die Hand 😀
Ich bin mir sicher, dass das einige unter euch kennen.
Zurück zu den Frauen von vorhin. Das war ihr Bild (ganz nett oder?)
Wie immer fragte auch sie uns woher wir kommen. Nun auf „Austria“ folgt sehr selten ein Fragezeichen im Gesicht (aber gestern passiert …). Die meisten wissen sogar, dass Vienna die Hauptstadt ist. Und einige weitere wissen wo Salzburg liegt. Aber eine Frau blüht gleich völlig auf, denn sie war erst letzte Woche in Wien. Sie hat von unserer Oper geschwärmt und wie sauber die Stadt nicht ist.
Katrin und ich haben uns nur angesehen und gelacht. Wir meinten dann, dass wir es hier deutlich sauberer finden.
Genauso langsam wie ich hier schreibe sind wir übrigens auch zum Trailhead gekommen. Das Licht war immer noch sehr gut und die Landschaft lud einfach dazu ein alle paar Meter stehen zu bleiben.
Dann sind wir aber endlich am Navajo Trail angekommen. Dieser ist an sich sehr berühmt und viele Touristen wandern diesen. Uns ist es aber ein bisschen zu langweilig, diese rauf und wieder runter zu gehen. Daher kombinieren wir ihn mit dem Queens Garden Trail zu einem gut 6 Kilometer langen Rundweg, der eine ganz schöne Höhe überwindet. Ich will euch aber jetzt nicht weiter mit Text langweilen und zeige einfach eine kleine Auswahl an Bildern.
Wieso heißt der Trail eigentlich „Queens Garden Trail“? Naja es gibt da eben den Queens Garden, in dem ein Hoodoo steht der mit viel (sehr sehr viel) Fantasy aussieht wie Queen Victoria?! Einfach mal die Tafel und das Bild vergleichen. Wer erkennt übrigens das Tier auf dem die Queen reiten soll? Wir wissen es nicht so ganz.
So jetzt steht aber mal ein richtiges Touristenprogramm an. Der Bryce Nationalpark ist wie der Grand Canyon aufgebaut. Entlang der Abbruchkante gibt es verschiedene Viewpoints die man alle mit dem Auto anfahren kann. Das ist die Definition von amerikanischem Sightseeing: Aussteigen, Bild machen und wieder fahren. Ok ok fairerweise muss man sagen, dass das Sport betreiben hier sehr viel verbreiteter ist als bei uns. Trifft hier alte auf neue Tradition?
Ich habe versucht mir alle Viewpoints zu merken bzw. die Tafeln zu fotografieren. Einige waren aber derart uninteressant, dass ich davon keine Bilder zeige.
Yovimpa Point
Ponderosa Point
Dieser ist einer der interessanteren Punkte weil sich hier die Landschaft doch ein wenig vom Rest unterscheidet.
Natural Bridge
Ein wirkliches Highlight an der Strecke ist die “Natural Bridge”. Hier wurde durch Wasser wirklich ein Loch in den Felsen gefräst. Mit ein bisschen Fantasie kann man sich sogar vorstellen wie dies bei Regenfällen vor sich geht.
Inspiration Point
Am beeindruckensten erlebt man den Bryce Canyon jedoch vom Inspiriation Point aus. Leider wissen das auch alle anderen Touristen, denn hier ist es sehr voll. Hier darf dann natürlich auch ein Panorama nicht fehlen.
Katrin hat mittlerweile am Fotografieren auch deutlich mehr Gefallen gefunden und probiert ein wenig rum. Und so haben wir beide versucht hier an diesem Punkt besondere Blickwinkel/Dinge zu finden.
Bryce Point
Wer glaubt am Inspiration Point ist viel los, der sollte mal den Bryce Point besuchen. Hier werden wieder mal Busse voller Touristen abgefertigt.
Trotzdem gibt es auch hier interessante Dinge zu sehen.
Hier gab es dann noch ein kleines Highlight für uns: Ein Sohn kommt mit seinem Vater zur Felskante, schaut ihn vollkommen ernst an und meint “Dad, hat das alles die Parkverwaltung gebaut?”. Dieser lacht und antwortet unerwartet “Ach nein mein Sohn, dass war alles Gott.”
Bye, bye Bryce Canyon
So – 14 Uhr und eigentlich sind wir hier mit allem fertig.
Was halten wir nun abschließend von diesem Park? Nun es ist wie beim Grand Canyon: entweder man ist total begeistert oder es ist eher ein „ah eh wow“. Bei uns war es wieder einmal zweiteres. Ja der Canyon ist sehr schön und beeindruckend. Aber die meisten Aussichtspunkte sind dann eher langweilig wenn man die Gegend schon ein paar Tage gesehen hat. Also Empfehlung: am Abend her kommen, Sonnenuntergang bestaunen, Sterne in der Nacht schauen und dann nach dem Sonnenuntergang die Viewpoints am Vormittag abfahren.
Sterne schauen? Ja das kann man hier sehr gut. Das Gebiet liegt so hoch und ist so wenig besiedelt, dass dafür beste Voraussetzungen herrschen. Wir wollten das heute eigentlich auch machen, aber leider ist seit Mittag der gesamte Himmel hinter eine Wolkendecke. Wir sparen es uns also um 22 Uhr nochmals in den Park zu fahren. Ich werde die nächsten Tage ja noch eine Gelegenheit dafür bekommen.
Es ist aber jetzt auch nicht so, dass uns Langweilig wäre. Genau genommen brauchen wir die paar Stunden sogar mehr als dringend. Oberste Priorität hat Wäsche waschen … das erste Mal in den USA. Der Waschsalon hier im Hotel sieht eigentlich sehr gut aus und so beschließen wir, dass hier zu probieren. Alles oder nichts. Entweder haben wir nachher saubere Wäsche oder gar keine mehr 😀
Eigentlich ist das Waschen selbst überhaupt nicht aufregend. Die Waschmaschine hat nicht gerade viele Funktionen 😉
Nach gerade einmal 32 Minuten, in denen wir uns einen Kaffee gönnen, ist die Wäsche auch schon fertig. Das normale Gewand wandert in den Trockner (dauert nochmal 40 Minuten) und die Funktionswäsche wird bei uns im Zimmer aufgehängt. Diese war nach gut 3 Stunden schon wieder trocken.
Während also Katrin die Wäsche im Zimmer aufgehängt hat, habe ich den Trockner bewacht und nebenbei Blog geschrieben. Und da wurde es dann gruselig. Was da für Menschen rein kommen ist einfach nur ein Abenteuer. Ich erkläre mir das mal so, dass es durchgehend Camper waren die schon seit Tagen keinen Menschen mehr gesehen haben?
Da war einer der den Snackautomaten verprügelt (ja wirklich verprügelt …!) hat weil dieser sein Geld geschluckt hat. Der Typ hat übrigens gewonnen und seinen Snack bekommen 😀
Ein anderer kommt rein und schreit wie ein Irrer. Keine Ahnung was mit dem falsch war, denn ich habe ihn nicht verstanden.
Ein dritter geh wild schimpfend wieder aus dem Gebäude nachdem ich ihm gesagt habe, dass es hier keinen Geldwechselautomaten gibt.
Ich war dann doch froh wie unsere Wäsche fertig war und wir zum Abendessen nochmals zu Subway gefahren sind. Wir haben es hier echt probiert, aber die entweder sind die Preise so unverschämt oder das Essen sieht echt nicht gut aus.
Man kann also von der Bryce City Familie sagen was man will, aber Qualität sieht mittlerweile anders aus (siehe Zion mit Springdale).
Morgen geht es dann ein bisschen gemütlicher in Richtung Wüste. Wir fahren nicht weit aber es liegen einige Höhenmeter zwischen uns, was auch die Temperaturen nach oben zieht. Wir sind gespannt wie es dort wird, denn Touristen fangen erst an diese Gegend überhaupt zu erkunden. Wir rechnen also mit mehr Einsamkeit.
Ein kleines Talk-Highlight aus dem religiösen Amerika hat Gerald noch vergessen: Man stelle sich vor, wir stehen knapp an der Kante mit Blick auf den gigantischen Bryce Canyon und hinter uns kommt ein Vater mit seinem Sohn. Der Sohn fragt den Vater mit Blick auf die Hoodoos: “Dad, hat das alles die Parkverwaltung gemacht?” Und was antwortet Dad – natürlich wahrheitsgemäß – darauf “Nein Sohn, das war alles Gott!”
Einfach nur herrlich in dem Moment 😀
Auf was reitet die Queen? Meiner Meinung nach eindeutig…
eine Schildkröte.
Allerdings bin ich da vielleicht etwas befangen. Könnte auch ein verkehrtes Kamel sein.
LG P+I
Toller Bericht. Wie lange habt ihr denn für den Navajo – Queens Graden Trail insgesamt gebraucht?
Dankeschön.
Hm das ist eine gute Frage, die ich dir von hier unterwegs gar nicht beantworten kann. Es werden aber so um die 2 Stunden gewesen sein. Man kann den Trail aber auch deutlich schneller bzw. langsamer laufen. Wichtig ist nur diesen (zumindest in den Sommermonaten) unbedingt gleich nach Sonnenaufgang zu machen. Erstens wird es sonst sehr heiß und zweitens sind sonst zu viele Touristen unterwegs.
Achja und bei der Trailplanung beachte bitte, dass du extrem hoch oben bist. Das heißt du brauchst sicher um 1/3 länger als auf Meereshöhe weil dir einfach die Luft ausgeht.