Das hier ist ein bisschen traurig für mich. Es ist definitiv der letzte Bericht über einen vollen Urlaubstag.

Vorweg: ja sie haben uns wieder aus dem Gefängnis gelassen … puh 😉
Aber fangen wir wie gewohnt an …

Der Wecker klingelt heute wie üblich um 6 Uhr, weil wir für 8:45 bereits Karten haben und vorher noch irgendwo ein Frühstück herbekommen müssen.
Hier in San Francisco gibt es deutlich mehr Starbucks als in Manhattan in New York City … ja ob ihr es glaubt oder nicht! Weil wir uns dort bereits halbwegs auskennen und mangels Alternativen, gehen wir die paar Meter um den Block herum und gönnen uns zwei sau teure Stück Kuchen und Kaffee 😉 . Übrigens kostet das hier nur die Hälfte von Las Vegas (dort haben wir nämlich exakt das selbe Frühstück gegessen) … irre.

Mit dem Frühstück in der Hand wandern wir ein paar hundert Meter zum Pier 33 … und was ist dort? Vermutlich weiß das keiner, der nicht vor kurzem hier war.
Am Pier 33 legen die Schiffe für die Überfahrt nach Alcatraz ab. Wir haben uns schon Wochen vorher Karten für die erste Fahrt des Tages gesichert. Und das war auch gut so … denn die nächsten verfügbaren Karten wären heute erst für in 5 Tagen gewesen. Und da kann man sich die Zeit nicht aussuchen. Außerdem waren wir durch die zeitliche Abfahrt die ersten auf der Insel, was uns ein Gedränge weitgehend erspart hat.
Da dieser Ausflug den ganzen Vormittag eingenommen hat, werde ich diesen etwas genauer beschreiben. Wen es nicht interessiert der kann es ja überspringen 😉 .

Kurz zur Geschichte von Alcatraz. Wie viele Inseln vor Großstädten (z.B. Governors Island in New York City) diente diese ursprünglich der Verteidigung. Wie auch in New York, dachte man hier es reicht genügend Kanonen aufzustellen um den Feind den Angriff madig zu machen. Hat offensichtlich funktioniert … es hat nie wer angegriffen. Ob es an den Kanonen lag, wage ich zu bezweifeln.
Danach wurde die Insel zu einem Militärgefängnis umgebaut bevor sie 1934 zu einem Bundesgefängnis umfunktioniert wurde.
Offiziell gab es keinen geglückten Ausbruchsversuch. Inoffiziell weiß man aber über den Verbleibt von mindestens 5 Häftlingen nichts. Ich persönlich bezweifle jedoch, dass jemand das eiskalte Wasser und die starke Strömung der Bucht überlebt hat … auch wenn die Strecke bis zum Festland wirklich sehr kurz wirkt.
Unter den Häftlingen hat man übrigens das Gerücht verbreitet, dass in der Bucht Haie schwimmen, die Menschen fressen. Damals war das völliger Unsinn (es gab nur harmlose Katzenhaie). Wie wir aber an unserem ersten Tag hier erfahren haben, gibt es mittlerweile tatsächlich Sicherungen von weißen Haien in der Gegend um San Francisco. Menschen stehen zwar auch bei denen nicht auf der Tageskarte … sie könnten uns aber fressen.

Die Überfahrt erfolgt in sehr modernen Schiffen auf denen gut 300 Personen Platz finden.

Nach der Ankunft erfolgt eine Pflichteinweisung von einer Rangerin. Wieso? Weil Alcatraz mittlerweile ein Nationalpark und damit ein Naturschutzgebiet ist. Grund dafür sind die Nistplätze der unzähligen Vogelarten. Und ich kann euch sagen die bevölkern wirklich die gesamte Insel. Das musste auch ein Mitreisender am eigenen Leib spüren als ihm ein Vogel im Sturzflug etwas hinterlassen hat 😉 . Die Rangerin kommentierte das nur mit „Oh okay THAT you can take with you“. Der Witz war darauf bezogen, dass man doch bitte keine Pflanzen, Gefängniszellen, Vögel oder sonst etwas in die Tasche packen soll.
Was soll man dazu sagen? Man muss die Amerikaner für ihre lockere Art einfach mögen. Beinahe alle sind hier so drauf.

Nach dieser Pflichteinweisung hat man die Qual der Wahl wohin man sich als erstes begibt. Natürlich will jeder den Zellenbereich sehen. Hier gibt es eine ausgezeichnete (ja wirklich die haben dafür eine Auszeichnung bekommen) Audiotour. Sie führt einen innerhalb von gut 30-45 Minuten durch den gesamten Zellenbereich. Und hier nehme ich euch ein bisschen mit …

Gleich zu Beginn kommt man in den Duschbereich …

Nein die Zwischenwände wurden nicht von Touristen entwendet. Es gab zwar die ersten Jahre welche, diese wurden aber zum Schutz der Häftlinge abmontiert. Aber man durfte sich sowieso nur 2x die Woche duschen. Da war das wohl deren geringstes Problem … im Übrigen gab es auch nur nach der Dusche frische Kleidung … jammy.
Wieso ist schnell erklärt: so ausbruchssicher eine Insel auch sein mag. Sie hat alle Probleme die eine Insel nun einmal hat: und das ist in diesem Fall vor allem Frisch- und Abwasser. Alles muss mühsam per Schiff geliefert bzw. abtransportiert werden. Und auch wenn die Überfahrt nur 12 Minuten dauert, war es vor 70 Jahren doch ein hoher Aufwand.
Interessant ist auch, dass Alcatraz zu dieser Zeit die einzigen Warmwasserduschen im Land besessen hat. Grund dafür war, dass man die Häftlinge nicht an das kalte Wasser der Bucht gewöhnen wollte, wodurch eine Flucht deutlich leichter gewesen wäre.

Kurz danach geht es dann ans Eingemachte … die Zellenbereiche. Hier ein Bild aus einem der schöneren Zellenbereiche in denen die Häftlinge üblicherweise untergebracht waren. Klappbett, Sitzgelegenheit mit Tisch und eine Toilette. Mehr gab es in der Minizelle nicht.

Zu den besten Zellen zählten jene mit den Fenstern in Richtung San Francisco (nein man sah die Stadt in der Zelle nicht). Nicht nur, dass hier etwas Sonnenschein in den Morgenstunden die Gemüter erhellten … laut Erzählungen konnte man beim richtigen Wind sogar die Stimmen am Hafen hören. Diese Zellen und bestimmte Annehmlichkeiten standen aber nur jenen zu die sich besonders gut benahmen:

Kurz darauf kommt man in den Isolationsbereich. Hier wurden verhaltensauffällige Häftlinge oder jene mit einem hohen Sicherheitsrisiko inhaftiert. Der Unterschied: sie mussten den gesamten Tag in diesen Zellen verbringen.
Besonders harte Fälle wurden mit „The Hole“ bestraft. In diesen Zellen gab es 23 Stunden am Tag kein Licht … mehr braucht man wohl nicht zu sagen … brrrr. Ein Häftling erzählt in der Audiotour seine Tagesbeschäftigung: er schnippte eine Münze in die Luft, suchte diese im Dunklen und das Spiel begann von vorne. Deutlich zu erkennen ist auch die Abnutzung des Zellenbodens wie bei manchen Tieren die im Zoo in zu kleinen Käfigen gehalten werden.

Sollte sich ein Häftling wirklich gut benehmen, war es ihm vielleicht gestattet Besuch zu empfangen. Und das sieht genauso aus wie man es sich vorstellen. Ein ganz kleines Loch in der Wand mit einer Glasscheibe. Man kann also nicht wirklich von Besuch sprechen.
Weiß jemand was das Loch in dem Glas daneben soll? Ich konnte es nicht herausfinden.

Nach der Audioführung gingen wir noch ein wenig auf der Insel herum und schauten uns die teilweise nur noch als Ruinen erhaltenen Gebäude der Wärter und die Arbeitsgebäude an. Es gab auf der Insel eine ganze Gesellschaft. Die Wärter hatte die Möglichkeit mit ihrer Familie eine Wohnung, beziehungsweise je nach Rang auch ein Haus zu bewohnen. Die Kinder fuhren jeden Tag mit dem Schiff zu Schule und auf der Insel wurden sogar unzählige Feste gefeiert.
Der Gefängnisdirektor war in San Francisco ein hoch angesehener Mann (es gab insgesamt 4 davon in der aktiven Zeit von Alcatraz) und bewohnte eine Villa mit 15 Zimmern.

Das Gefängnis wurde 1963 geschlossen, weil die Erhaltung viel zu teuer wurde. Erst viele Jahre später kam Alcatraz wieder mit der Besetzung durch amerikanischen Ureinwohner die um ihre Rechte kämpften in die Medien und wurde vor wenigen Jahren der Öffentlichkeit in der heutigen Form zugänglich gemacht.

Der Blick auf die Stadt ist von hier jedenfalls traumhaft. Leider war es noch ein bisschen nebelig.

So beeindruckend diese Insel auch war, irgendwann hat man alles gesehen und der Magen knurrte schon ein wenig. Nach der flotten Überfahrt ans Festland … ja sie haben uns wieder raus gelassen … ging es weiter mit den Öffis.

Wir sahen uns kurz das Regierungsviertel an, bei dem ich eigentlich nur von einem (negativ) beeindruckt war: den Obdachlosen.
Ich habe ja anfangs versprochen über dieses Thema ebenfalls zu berichten. Den fleißigen Lesern wird aufgefallen sein, dass ich es bisher nicht erwähnt habe. Wieso? Weil es nichts zu erwähnen gab. Ja in L.A. sah man den ein oder anderen armen Kerl (oder Frau) auf der Straße liegen aber das war nicht auffälliger als in jeder Großstadt.
Heute jedoch dachte ich mir beim Anblick der großen Wiese vor dem Rathaus „na da sitzen aber viele Touristen rum“. In Wahrheit war aber alles voller Obdachloser.
Jetzt fühlt man sich hier nicht unwohl unter diesen. Denn 99% sind sehr freundlich und bemühen sich durch kleine Showeinlagen oder Dienste ein paar Dollar zu verdienen. Es ist beinahe bemerkenswert wie kreativ und fröhlich diese Menschen sind. Ich wüsste nicht woher ich die Energie in dieser Situation nehmen würde. Vielleicht ist hier wirklich noch der „American Dream“ … also das „ich kann alles erreichen egal wie tief ich gesunken bin“ … fest in den Köpfen verankert. Ich wünsche es ihnen allen …

Von hier aus ging es weiter zu den berühmten „Painted Ladys“. Bevor ich diese beschreibe aber ein kurzer Hinweis: die öffentlichen Verkehrsmittel finde ich hier jetzt nicht so toll. Ja sie mögen gut ausgebaut sein, aber man braucht ewig um irgendwohin zu kommen. Außerdem sind die Fahrzeuge alle so alt, dass man sich in die 70er Jahre zurückversetzt fühlt. Werden hier her unsere alten Öffis verkauft?! Sowas gibt es in Österreich nicht …
Auch in New York und Washington D.C. fand ich diese deutlich besser und moderner.

Jedenfalls die Painted Ladys … eigentlich recht unspannend. Es handelt sich dabei um mehrere (fast) identische Häuser … identisch bis auf … die Farbe 😉 .
Leider ist der Park vor diesen Häusern – der Alamo Square – wegen Umbauarbeiten seit 3 Tagen gesperrt (wussten wir aber vorher …), weshalb die Fotos aus keiner optimalen Perspektive und mit Autos, Mistkübeln und sonstigem störendem Zeug sind. Für ein Touristenfoto reicht es aber 😉 .

Den Nachmittagskaffee genehmigen wir uns bei einer weiteren klassischen amerikanischen Kette: die „Cheesecake Factory“. Wie der Name schon sagt, wurde diese Kette mit ihrem Käsekuchen berühmt, serviert aber mittlerweile unzählige Kuchen und auch warme Speisen vom Burger bis zum Steak. Für saftige $32 (inkl. Trinkgeld) bekommen wir das hier am Bild (Oreokuchen und einen originalen Käsekuchen) … Ja bedient werden ist in den USA unverschämt teuer. Die Kuchen waren aber sehr gut und dienen eigentlich als Mahlzeit für den ganzen Tag 😀 .

Jetzt will Katrin aber unbedingt noch einmal Cable Car fahren. Das wäre ja an sich kein Problem, wenn … ja, wenn wir nicht 2 Stationen nach der Endstation wären.
Dazu gibt es auch eine Geschichte die ich noch nicht erzählt habe. Cable Cars werden an der Endstation gedreht. Das heißt sie fahren auf eine Plattform und der Mitarbeiter dreht sie einfach um 180°. Hier herum sammeln sich natürlich hunderte Touristen … wie auch wir gestern. Wir schauten dabei zu und machten Fotos etc.
So lange bis uns ein Amerikaner sehr verärgert anredet, dass er hier in der Schlange stand. Ganz verwirrt entschuldigte ich mich und merkte erst einige Sekunden später, dass sich hier keine Menschentraube sammelt, sondern, dass das hier die Schlange zum Einsteigen ist! Hier stehen tatsächlich hunderte Touristen in einer Schlange um Öffi zu fahren. Da sollten die sich in Wien auch mal was einfallen lassen … ok bei uns stehen die auch Schlange. Aber nicht weil sie fahren wollen sondern müssen 🙂 .

Jedenfalls warten wir ganze drei Cable Cars (gut 45 min) ab bis wir endlich einen Platz bekommen. Dann können wir in dieser aber bis zur Endstation, die direkt bei unserem Hotel liegt fahren. Diesmal ist es nicht ganz so voll und so haben wir diesmal ein bisschen mehr Spaß an der Fahrt.

So und das war es … der letzte geplante Punkt unserer Reise. Den morgigen Vormittag werden wir mit Koffer packen verbringen und wenn dann noch Zeit ist werden wir San Francisco mit einem Spaziergang am Pier auf Wiedersehen sagen.

 

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